Löwenherz - die Buchhandlung in Wien. Fachbuchhandlung mit schwulem und lesbischem Sortiment.
 
 
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Rainer Hörmann: Immer wieder samstags

Rainer Hörmann: Immer wieder samstags

Was die schwule Welt zusammenhält. D 2015, 191 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Was ist nur aus der schwulen Welt geworden? Dem schwulen Regierenden Bürgermeister von Berlin bereitet es keine großen Bauchschmerzen, dem homophoben Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Berlin freundlich die Hand zu schütteln. Ist das nicht ein bissl zu viel Toleranz gegenüber Intoleranten? Und ist das Altenheim für Homosexuelle die einzige Zielvision, die der schwulen Welt noch geblieben ist? Eine gewisse Selbstvergessenheit ist unter Homosexuellen eingezogen, als wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen. Und die Konsumindustrie mit ihren halbgaren Mythen und Geschichtchen sorgt dafür, dass sich daran auch ja nichts ändert. Den Jungschwulen geht die eigene Geschichte allmählich verloren. Für Rainer Hörmann ist eine Hinterfragung dieser Mechanismen der ignoranten Eventkultur längst überfällig.
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Taschenbuch, € 14.90

Björn Björnson: Der einfallsreichste Knackarsch

Björn Björnson: Der einfallsreichste Knackarsch

Ein Pornostar gibt wirklich alles! D 2015, 192 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Ein Porno, da gibt es nichts zu deuteln; geil von der ersten bis zur letzten Seite. Das wäre ja auch allein schon eine schöne Sache, aber »Der einfallsreichste Knackarsch« hat wirklich klasse Ideen. Ein bisschen schmuddelig aber fängt die Geschichte schon an: Mike ist ein etablierter Redakteur eines schwulen Einhand-Blättchens, die Routine hat ihn im Griff, er kennt sein Geschäft seit Jahren. Dass da ein geiler junger Kerl aufkreuzt und ihm auch noch gute Geschichten anbietet, passt nicht in sein Erfahrungsschema, erst recht nicht, als Jürgen mit ihm anfängt zu flirten. Gibt es überhaupt Männer unter 30, die heute noch so heißen? Jürgens Geschichten stellen sich zudem als kleine Meis­terwerke heraus, die nicht derb und oberflächlich nur Sexpraktiken beschreiben, sondern immer wieder mit Annäherung und Zurückweisung, mit Gefühlen, zuweilen mit Liebe spielen. Natürlich gibt es unter den Männern in Jürgens Geschichten jede Menge Sex, darum geht es ja schließlich - doch es geht auch ums Lachen beim Ficken, ums Kuscheln danach, um scharfzüngigen Schlagabtausch beim Vorspiel. Man kann, besser muss beim Lesen lachen, gerät gelegentlich ins Sinnieren (nicht ins Nachdenken, das Buch ist dann doch zu sehr ein Porno), denn die Beobachtungen zu Männern und ihrem Paarungsverhalten sind klug, witzig formuliert und so vielfältig, dass man die Geschichten gern gleich noch einmal liest (auch eine schöne Parallele zu gutem Sex). Und nebenbei ist es auch noch spannend, ob Mike und Jürgen zum Schluss tatsächlich gemeinsam im Bett landen. (Veit empfiehlt, Sommer Katalog 2011)
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Taschenbuch, € 7.50

Nina Queer: Dauerläufig

Nina Queer: Dauerläufig

D 2015, 199 S. mit zahlreichen Farbfotos, E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Wer es als Kärntner Drag Queen mal bis zur Disco Queen in Berlin geschafft hat, den wirft so schnell nichts mehr aus der Bahn. Nina Queer (vulgo Daniel Wegschneider) kann davon ein Liedchen singen. In der Berliner Partyscene ist Nina Queer längst ein strahlender Stern am Himmel der Hauptstadt - mit ihr lassen sich gern auch internationale Größen wie Robbie Williams oder Jimmy Somerville ablichten. Aber wer ist der Mensch außerhalb des Rampenlichts, ohne Make-up und ohne Perücke? Nina Queer erzählt ihre Geschichte: der hübsche Bauernbub, der gern mal Frauenkleider anzieht, wagt den Gang in die weite Welt und will es dort schaffen - doch der Weg dorthin ist gepflastert mit Geldsorgen, Rückschlägen und Enttäuschungen - aber auch mit Drogen und Sexgeschichten. Sie meistert den Aufstieg und hat alles erreicht, wovon eine Drag Queen vom Land nur träumen kann - übersehen kann man sie jedenfalls nicht mehr.
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Taschenbuch, € 17.90

Tania Witte: beziehungsweise liebe

Tania Witte: beziehungsweise liebe

D 2015, 231 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Ein Jahr in einem lesbischen Freundinnenkreis in Berlin. Tekgül und Marte führen eine offene Beziehung - freilich mit der Bedingung, dass mit je einer Anderen immer nur einmal Sex erlaubt ist. Doch Tekgül verfällt den nachgerade hemmungslosen Attacken der egozentrischen und karrieregeilen Johanna - denn die steht auf SM, und es reizt Tekgül, mit Johanna Grenzen auszuforschen, die sie mit Marte noch nicht einmal gesehen hat. Marte verordnet sich darum eine Auszeit bei ihrer Schwester auf dem Land. SandyunManu (beide können nicht mehr »ich«, sondern nur noch »wir« sagen - sie sind auch nur im Doppelpack ansprechbar) hingegen führen eine Musterbeziehung, die nicht nur funktioniert, sondern zu allem Überdruss beide auch noch glücklich macht. Nicoletta scheint zum Singledasein bestimmt - bis sie Liza auf einer Sexparty kennen lernt. Nicht, dass ihr Leben nun beschaulich würde, denn Liza ist gar nicht auf Bindung aus. Und außerdem ist sie eine Transfrau, Nicoletta lässt die Beziehung zielsicher erst einmal crashen. Partyleben, Alltagsproblemchen, Beziehungskisten, aber auch viel Grundsätzliches wie Kinderwunsch, Sehnsucht nach Treue und Geborgenheit und unbändigem Trieb nach Freiheit und Ungebundenheit sind Tania Wittes Themen, von denen sie flott und oft zum Lachen erzählt. Das wäre schon eine schöne Sommerlektüre, doch das wirklich Besondere ist Tania Wittes Erzählstil. Anders als die meisten AutorInnen vereinnahmt sie (und »beziehungsweise liebe« schlägt einen wirklich in seinen Bann) nämlich nicht dadurch, dass sich Leserin oder Leser als Teil der Geschichte in den Erzählfluss hineingezogen fühlt. Tania Witte ist Spoken-Word-Performerin, und in dieser lebendigen Sprachkunst hat sie auch ihren ersten Roman geschrieben. Der eigentümliche und über die Maßen erfrischende Effekt ist, dass das Lesen gar nicht so sehr als Miterleben der Geschichte selbst, sondern als Miterleben des Erzählens der Geschichte empfunden wird. Vor dem inneren Auge (und vor allem: vor dem inneren Ohr) steht die Autorin selbst, die quirlig, ohne je im Redefluss zu stock­en, spannende Episoden vorträgt, sie ist die Klammer, die alles zusammen hält und sie ist es, der man zuhören möchte. So ist »beziehungsweise liebe« nicht nur ein besonders lebhafter und lustiger Roman, er ist auch etwas ganz Besonderes, den man allein schon wegen des Erzählstils in Erinnerung behalten wird. (Veit empfiehlt, Sommer Katalog 2011)
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Taschenbuch, € 14.90

Jan Stressenreuter: Aus Wut

Jan Stressenreuter: Aus Wut

D 2015, 396 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Torsten Brinkhoff ist immer noch traumatisiert. Zwar ist er jetzt endlich mit seinem geliebten Markus zusammen gezogen, aber an ein normales Leben ist nicht zu denken. Seit er im Dienst einen jungen Kriminellen tötete, um das Leben seiner Chefin und deren Kinder zu retten, quälen ihn Schuldgefühle, Selbstzweifel und Albträume. Doch Maria Plasberg zwingt ihn in den Dienst - der neue Fall hat es in sich. Ein Serientäter, offenkundig von Wut und Vergeltungsabsichten getrieben, stellt mit seinen brutalen Morden die Kölner Polizei vor ein Rätsel. Brinkhoff und seine Kolleginnen und Kollegen fördern zwar eine Reihe von Spuren zu Tage, alle Tote scheinen ein ungesühntes Verbrechen begangen zu haben. Doch weder lässt sich aus diesen Schatten der Vergangenheit gleich ein Mordmotiv erklären noch einen Gemeinsamkeit, die auf den einen Serientäter deutete. Erst die modernen Methoden eines Profilers und ein Zufallsfund bringen die Ermittler auf eine ganz andere, vielversprechende Spur. Im dritten Plasberg-Brinkhoff-Krimi läuft Autor Jan Stressenreuter zur Hochform auf: Erstens gelingt es ihm Krimi-technisch, ständig plausible Spuren zu legen und Leserin und Leser beständig in die Irre zu führen. Das Gemeine dabei ist, dass schon auf den ersten Seiten die Lösung enthalten ist und dass man das auch von vornherein ahnt. Nur was dies konkret bedeuten kann, erschließt sich erst nachdem der ganze Irrgarten durchlaufen worden ist. Zweitens pendelt der Krimi sprachlich zwischen rasanter Erzählung der Ermittlungsarbeit und einem in Auszügen eingeschobenen Polizeibericht in sachlich-distanziertem, erörterndem Duktus. Durch diese ruhigeren Einschübe, deren Verknüpfung zum Fall sich erst ganz zum Schluss erschließt, steigt die Spannung der Haupthandlung noch mehr, der Krimi wird zu einem sprachlichen Erlebnis. Und drittens lässt ein dramaturgischer Erzähl-Kniff jeden dem süßen Stotterer Torsten Brinkhoff verfallen und hoffen, dass er so schnell wie möglich wieder ermittelt.
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Taschenbuch, € 12.90

Wolfgang Ehmer: Anderer Welten Kind

Wolfgang Ehmer: Anderer Welten Kind

D 2015, 421 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Lübeck, BRD, in den späten Adenauerjahren: der junge Christian Lorenz wächst im Aufbruch der Wirtschaftswunderzeit auf. Das Elternhaus lässt ihm kaum Luft zum Atmen. Rock'n'Roll und Blue Jeans sind da absolut tabu. Dennoch ist Christian auf der Suche nach seinem Platz in der Welt. Dann lernt Christian den jungen Maler Ricky von Dülmen kennen. Durch ihn kommt Christian mit einer völlig unbekannten, neuen Welt in Berührung - das Ganze fasziniert ihn sehr, gleichzeitig hält er aber mit seinem Wissen darüber gegenüber Freunden und Familie hinterm Berg. Doch eines Tages wird Ricky wegen Verstoßes gegen den §175 verhaftet. Als die Polizei bei ihm gemeinsame Fotos mit Christian findet, fällt auch ein Verdacht auf Christian. Und da er eine Verbindung zu Ricky nicht abstreiten kann, gerät Christian immer tiefer in eine ausweglose Situation hinein.
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Taschenbuch, € 14.90

Petra Brumshagen: Schunkelfieber

Petra Brumshagen: Schunkelfieber

D 2011, 288 S., Broschur, € 14.90
Kostenloser Versand ab 25 Euro Bestellwert.
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Inhalt
»Schunkelfieber« ist die Fortsetzung von »Scheinfrei«. Vicky hatte im ersten Roman von Petra Brumshagen ihr Studium absolviert, ihre Nicht-Beziehung zu Toni, ihrer Freundin seit Kindertagen, ließ ihr Gefühlsleben nicht zur Ruhe kommen. Es war Zeit für einen Schnitt. So ergreift Vicky am Anfang von »Schunkelfieber« denn auch freudig die Gelegenheit, berufliches Fortkommen mit einer Trennung von Toni zu verbinden. Vicky zieht ein paar hundert Kilometer weg, um in München ein Praktikum in einer renommierten Werbeagentur zu absolvieren. Doch Toni, die sich immer geziert hatte, nie bereit war, Farbe zu bekennen, wenn es darum ging, ob Vicky und sie nun ein Paar seien oder nicht, ausgerechnet Toni entlässt Vicky mit einer eindringlichen Liebeserklärung. Vicky ist ratlos - meint Toni es ernst, oder ist das wieder nur ein Winkelzug, um sie an einer wechselnd langer Leine zu führen? Doch zunächst muss Vicky diverse Schock-Erlebnisse verkraften. Gleich in der ersten Woche gibt es einen Betriebsausflug aufs Oktoberfest, die bekennende Hosen-Trägerin Vicky wird von einer Kollegin überrumpelt und findet sich im Dirndl schunkelnd im Bierzelt wieder. Doch die härteste Anfechtung ist ihre neue Chefin. Annabell ist in der gesamten Belegschaft als harte, ja brutale Karrierefrau verschrien. Doch Vicky spürt vom ersten Blickkontakt an eine Faszination für diese über die Maßen schöne Frau. Und auch Annabell scheint für Vicky eingenommen zu sein. Freilich: dunkle Seiten gibt es bei Annabell genug. Einen Halt findet Vicky dagegen in ihrer neuen WG. Chris und sein schwuler Bruder Lennart werden zu Vickys besten Freunden, die Küchen-Gespräche bei Lennarts ausgefallenen Koch-Kreationen zum sicheren Hafen für Vickys zunehmend chaotisches Leben. Unschwer zu erkennen: »Schunkelfieber« ist ein leichter Unterhaltungsroman. Petra Brumshagen schreibt flott, im lockeren Ton, in dem sich Freunde und Freundinnen ihre Erlebnisse erzählen, die Protagonistin Vicky wird so ihrerseits zu einer besten Freundin beim Lesen. Dabei wird Alltägliches nicht banal, denn Vickys Geschichte ist vor allem auch eine pointierte Bayern-Parodie. Sicher, als Parodie bemüht »Schunkelfieber« so ziemlich alle Bayern-Klischees. Aber Vicky lässt selbst kein Fettnäpfchen aus und gerade ihr beständiges Bemühen, sich nicht allzu sehr abzugrenzen, entlarvt sie als Fremde in einer eingeschworenen Lokal-Kultur. Vicky wird selbst zu einer Parodie auf ein hilfloses Bemühen, eigene Individualität durch den Gegensatz von Heimat und Fremde zu erhalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Vicky ihre Ruhrpott-Heimat verklärt oder abschüttelt, ob sie das fremde Bayern freudig imitiert oder verächtlich versucht abzutun. Ganz ähnlich geht es ihr mit ihren Liebschaften - Beziehungen würden viel zu viel Ordnung unterstellen, die es bei Vicky nicht gibt. Auch hier stellt sich immer mehr heraus, dass es Vickys Versuche sind, Klarheit zu schaffen, die für immer mehr Verwirrung sorgen. Dazu kommt natürlich ihr Hang zum Pathetischen. In Wahrheit suhlt sie sich fast schon in Tonis Hin- und Her-Spiel, dass sie dem ersten Augenklimpern ihrer Chefin erliegt, trägt ja fast schon Züge eines billigen Groschenromans. Doch es gibt eben noch den großen Gegenpol der WG mit Chris und Lennart. Chris versucht immer alles ruhig zu analysieren, Lennart hat für alles einen spitzen Spruch. Die beiden bringen immer wieder Atempausen, Abstand und zuweilen Nachdenklichkeit in Vickys Leben, es sind gerade diese Passagen, die den Roman strukturieren, durch ihren langsameren Stil verleihen sie »Schunkelfieber« Rhythmus, weil sie das Erlebte besprechen, bekommt der Roman eine wertvolle und nie abgehobene Reflexionsebene. Eine schöne Geschichte, verwirrte Herzen, viel Bayern, noch mehr junges, lesbisches Lebensgefühl - und eine weise Tunte in der Küche. Das wäre doch genau der Stoff für eine neue lesbische Kultserie. (Veit empfiehlt, Winter Katalog 2011)
Dieser Querverlag-Titel ist auch erhältlich als:
E-Book (epub), € 9.99
Taschenbuch, € 14.90

Wolfgang Ehmer: Anderer Welten Kind

Wolfgang Ehmer: Anderer Welten Kind

D 2011, 421 S., Broschur, € 14.90
Kostenloser Versand ab 25 Euro Bestellwert.
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Inhalt
Christian ist 16 und wächst in den beklemmenden 50er Jahren auf. Das Leben steht immer noch unter dem Eindruck des verlorenen Krieges, die Städte sind zerstört und werden gerade erst wieder aufgebaut, die Generation der Eltern hat ihre Verstrickung in den Nationalsozialismus noch nicht überwunden. Christian ist ein unsicherer Junge. Seinem autoritären Vater kann er kaum Widerstand entgegen setzen, seine ältere Schwester führt ihn erfolgreich am Gängelband. Als Heimatvertriebene hat die ganze Familie ohnehin einen schweren Stand in der neuen Stadt, auch in der Schule bekommt es Christian zu spüren, gesellschaftlich nur zweite Garnitur zu sein. Dementsprechend bemüht er sich zu gefallen, versucht vor allem mit sportlichen Leistungen bei seinen Mitschülern wie bei der Schulleitung zu punkten. Auch sexuell ist Christian unsicher. In der Klasse und mit seinem besten Freund, Stefan, beziehen sich erotische Gespräche natürlich nur auf Mädchen. Doch beim Onanieren denkt Christian stets an seinen Klassenkameraden, und als die beiden zum ersten Mal gemeinsam Wichsen und er nur noch an Stefans Schwanz denken kann, dämmert ihm, dass sein Interesse offenbar über kameradschaftliche Freundschaft hinaus geht. Vor allem aber will Christian Maler werden. Vor kurzem gab es in seiner neuen Heimatstadt einen veritablen Kunst-Skandal, ein örtlicher Maler hatte im großen Stil historische Bilder gefälscht. Weil dieser Maler sein Atelier in einem abgelegenen Haus im nahen Moor hat, treibt es Christian häufig dorthin, um dem Maler vermeintlich zufällig begegnen zu können. Doch das Atelier ist untervermietet und so trifft Christian den jungen schwulen Maler Ricky von Dülmen, der sich sein Geld vor allem mit manierierten schwul-pornographischen Männerbildern verdient. Als Christian eines dieser Bilder von Ricky gezeigt bekommt, ist er ebenso fasziniert wie verwirrt - sowohl von der deftigen Darstellung als auch von Ricky. Immer wieder sucht Christian Rickys Nähe. Gleichzeitig versucht er, ein normales, erwartbares Leben zu führen. Die Freundschaft zu Helga scheint perfekt dazu geeignet, auch sich selbst vorzumachen, sein Interesse an Ricky sei nur in der Malerei begründet. So schwankt Christian zwischen zwei völlig gegensätzlichen Welten. Helga spürt, dass Rickys Verhältnis zu Christian in Konkurrenz zu ihrem steht, und setzt alles daran, die beiden auseinander zu bringen. Ohne zu wissen, dass die beiden tatsächlich auch Sex hatten, verrät sie Christian, als sie ihn auf einem Foto mit Ricky erkennt. Für Christian bricht die Hölle los. Diese Geschichte allein schon wäre erzählenswert, doch »Anderer Welten Kind« ist vor allem durch den Erzählstil und die ebenso gekonnte wie zurückhaltende Verflechtung der Haupthandlung mit zahlreichen Nebensträngen empfehlenswert. Der Erzählstil ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass die Schilderung der Orte und Zeitverhältnisse, der Wohnzimmer, der von Zerstörung und Wiederaufbau geprägten Straßen, der hierarchischen Familienordnung, der Obrigkeitshörigkeit, der Schulen, die damals noch Anstalten hießen, breiter Raum zukommt. Dagegen beschränkt sich die direkte psychologische Darstellung auf Christian, alle anderen Personen erhalten ihre Prägnanz und charakterliche Schärfe dadurch, dass sie sich vom detailreich gemalten Hintergrund abheben. So wird Christian zu einer Identifikationsfigur, zugleich erlebt der Leser alle anderen Akteure sowohl als Teil von Christians Umwelt als auch als eigenständige, plastische Charaktere. So zum Beispiel Christians Tante Hermine, der Christian zwar nie begegnet ist, doch deren Tagebuch er gefunden hat, dessen Lektüre Tante Hermine zu seiner engsten Vertrauten werden lässt. Und obwohl auch der Leser Tante Hermine nur aus ihren Tagebucheinträgen kennen lernt, ist klar, dass Christian ein viel zu enges, seiner momentanen Seelennot entsprungenes Bild von ihr hat. Diese Doppelsicht entwickelt Autor Wolfgang Ehmer auch für Wullenwever, den dritten schwulen Charakter des Romans. Wullenwever ist schon etwas älter, hat als 175er das KZ Flossenbürg überlebt und handelt offiziell mit Altwaren, als lukratives Nebengeschäft verkauft er die damals noch illegalen pornographischen Bilder Rickys. Drei ganz kurze Auftritte hat Wullenwever nur im Roman, für Christian bleibt er ein merkwürdiger, vielleicht etwas unheimlicher alter Mann. Doch vor dem Leser steht ein vielschichtiger Charakter, abgeklärt und einfühlsam, vordergründig übervorsichtig, ja fast feige, doch zugleich ist klar, dass Wullenwever auch ein mutiger Mann gewesen sein muss. Neben Christians packender Geschichte sind es solche Nebenfiguren vor einer anschaulichen Hintergrund-Schilderung, die »Anderer Welten Kind« für mich zu einem der ergreifendsten schwulen Romane seit langem machen. (Veit empfiehlt, Winter Katalog 2011)
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