Löwenherz - die Buchhandlung in Wien. Fachbuchhandlung mit schwulem und lesbischem Sortiment.
 
 
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Jan Stressenreuter: Haus voller Wolken

Jan Stressenreuter: Haus voller Wolken

D 2015, 360 S., Broschur, € 16.90
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Inhalt
Es ist die Geschichte eines Festes: Karsten und Roman sind seit Jahren zusammen, haben sich ein Häuschen gekauft und haben sich-in der Nachbarschaft gut eingelebt. Jetzt haben sie ihre Freunde und Familien zu einer großen Party eingeladen - dass es ein Abschiedsfest ist, ahnt man beim Lesen bald, doch welcher Art dieser Abschied ist, schleicht sich erst nach und nach ins Bewusstsein, obwohl gleich zu Anfang des Romans hart festgestellt wird, dass Karsten an der Alzheimerschen Krankheit leidet. Ebenso kriechend enthüllte sich die ganze Wahrheit auch für Karsten und Roman, was Jan Stressenreuter in Form von Episoden in Rückblenden erzählt, auch nachdem sie bereits die Diagnose kannten. Alles fing mit vermeintlich harmlosen Kleinigkeiten an, auf die weder Karsten noch Roman zunächst irgend­etwas gaben. Mal vergaß Karsten einen Termin, mal kam er nicht auf ein Wort, mal konnte er sich nicht erinnern, wohin er den Autoschlüssel gelegt hatte. Erst die Erfahrung einiger richtig demütigender Vorfälle, wie dass er eines Tages in seinen Hausschuhen im Büro erschien, bringt die beiden dazu, zum Arzt zu gehen. Die Diagnose ist niederschmetternd, auch wenn sich ihre Tragweite Karsten und Roman zunächst nicht erschließt: Karsten hat Alzheimer, das scheint paradox, ist er doch noch nicht einmal 50 Jahre alt. Dass diese Krankheit keineswegs nur im Alter auftritt, sogar besonders schnell bei Jüngeren voranschreitet, ist wenig bekannt; und so lehnen sie sich gegen das bevorstehende Schicksal auf, versuchen mit Übungen und Medikamenten Karstens geistigen Verfall aufzuhalten. Doch es ist alles vergebens, Roman schafft es nicht mehr, sich um Karsten zuhause zu kümmern, er muss ihn in ein Pflegeheim geben. Und es ist das Wochenende vor Karstens Umzug, dem Tag, vor dem er sich seit der Diagnose so gefürchtet hat, dem Tag, an dem aber alle noch einmal zusammen kommen, einander erzählen und Karsten und Roman ein letztes Mal als gemeinsame Gastgeber erleben. Und so ist »Haus voller Wolken« vor allem eine große schwule Beziehungsgeschichte, die Jan Stressenreuter aus den unterschiedlichsten Perspektiven erzählt. Formal knüpft Jan Stressenreuter damit an seinen immer noch poetischsten Roman »Ihn halten, wenn er fällt« an: Erzählen schafft Nähe und Intimität selbst zum Schrecklichsten, Geschichten lassen greifbar erscheinen, was verloren ist oder womöglich nie existiert hat. Zunächst und vor allem ist da die Geschichte vom Kennenlernen, von erster gemeinsamer Wohnung und vom Einnisten im gekauften Haus: Karsten und Roman mussten von schwulen Freunden regelrecht verkuppelt werden, schifften in einen soliden Beziehungshafen ein und waren im Eigenheim noch aufgedreht genug, jedes einzelne Zimmer durch Sex einweihen zu wollen. In der Krise steht für Roman außer Frage, Karsten bedingungslos zur Seite zu stehen. Soweit so rührend und romantisch, so geil und solidarisch. Doch Karstens Verfall deckt die Schatten auf, die unter funktionierenden Bedingungen einer Beziehung verschwinden, vergessen werden oder schlicht ignoriert wurden. Freunde, die der andere nicht leiden kann; die erste große Liebe, auch wenn sie nur kurz war und der Kerl völlig unspektakulär; und natürlich: Geheimnisse, die sich nie enthüllen - Karstens Schatten kommen immer mehr zum Vorschein und je weniger sie durch seinen schwindenden Verstand im Zaum gehalten werden können, umso deutlicher meint Roman zu erkennen, wie sehr sie wesentliche Bestandteile Karstens sind. Und so beginnt Roman zu sammeln, er bittet Karstens Freunde um Videoaufnahmen mit Erzählungen von ihren Erlebnissen mit Karsten, vordergründig um Karsten später die Möglichkeit geben zu können, sich zu erinnern - wohl wissend, dass es diese Erinnerung nur in seiner, Romans, Hoffnung geben wird. Diese Videoaufnahmen unterbrechen als spröde Transkriptionen den ansonsten rhythmisch ausgewogenen Erzählfluss, in dem Gegenwartsebene (das Abschiedsfest) und Rückblenden einander abwechseln; die sachliche Protokollierung der Verunsicherungen und Unbeholfenheiten verschafft dem Roman eine harte Erdung, nicht nur die Figuren des Romans, auch Leserin und Leser müssen sich fragen, wer Karsten ist, was ihn ausmacht. Schon in »Ihn halten, wenn er fällt« machte Jan Stressenreuter klar, dass die Antwort auf die Frage nach Wahrheit, darauf, was einen Menschen ausmacht, weder in der Vielzahl der Perspektiven noch in einem möglichst kleinen gemeinsamen Nenner gefunden werden kann; doch damals beließ es Jan Stressenreuter bei dieser negativen Auskunft: Dort gab es gar keinen gemeinsamen Nenner als »Wahrheit irgendwo dazwischen« und die Vielzahl der Sichtweisen führte auch nicht weiter, weil zu vieles schlicht unvereinbar war. In »Haus voller Wolken« hingegen wird deutlich: Was den Menschen ausmacht, entzieht sich, woran wir uns erinnern und was wir erzählen, mag vieles beleuchten und wir mögen dem mehr oder weniger viel Bedeutung beimessen, den Menschen zu erfassen, gelingt uns nicht. Karsten geht nach der Party in ein Heim, er hat selbst fast alles vergessen. Was ihn ausmacht, ist nach Romans Suche weniger klar als zuvor, doch das spielt auch keine Rolle mehr, denn Roman hat seinen Karsten zu einem Teil seiner selbst gemacht. Ein schöneres Buch über eine schwule Liebe hätte Jan Stressenreuter nicht schreiben können.
(Veit empfiehlt - Sommer 2015)
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Taschenbuch, € 16.90

Stefanie Zesewitz: Donaunebel

Stefanie Zesewitz: Donaunebel

D 2015, 420 S., Broschur, € 16.90
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Inhalt
Theo Brunner ist eine Spitzenkraft in ihrem Metier: Keiner kann Leichen so gut für eine Bestattung herrichten wie Theo. Dass Theo aber gar kein Kerl ist, wie alle seine Freundinnen und Freunde sowie die Kollegen beim Bestattungsinstitut glauben, dass sie nämlich in Wahrheit Theodora heißt und immer wieder schönen jungen Frauen verfällt, das ist Theos großes Geheimnis. Denn Theo ist im Wien der Wende zum 20. Jahrhundert aufgewachsen, zwar ist das Elternhaus liberal, doch sowohl Kaiserreich als auch die junge Erste Republik haben sehr restriktive Vorstellungen von Sexualität und Lebensweise. Dass Frauen Männerberufe übernehmen, stets in Männerkleidern auftreten oder gar mit Frauen zusammensein wollen, ist indiskutabel. Und so kommt Theo naturgemäß regelmäßig in Schwierigkeiten, gleich zu Anfang der spannenden Geschichte, als sie sich 1914 als vermeintlich gesunder junger Mann zur Musterung für die Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg stellen muss. Doch mit ihrer Mischung aus zuweilen kecker Unbekümmertheit und pragmatischer Vorsicht schafft es Theo, sowohl beruflich in einer Männern vorbehaltenen Domäne erfolgreich zu sein, als auch mit den Frauen, die sie begehrt, immer wieder Affären zu beginnen. Parallel zu Theos Geschichte in Wien erzählt Stefanie Zesewitz die Geschichte Aglaias in St. Petersburg. Aglaia kommt aus einer reichen Adelsfamilie im zaristischen Russland, auch sie liebt Frauen - nur vordergründig ist sie mit einem Mann verheiratet. In den Wirren der russischen Revolution wird ihre Familie zerrissen und Aglaias Flucht verschlägt sie nach Wien, wo sie unter reichlich dramatischen Umständen auf Theo trifft. Beide Frauen verlieben sich ineinander. Doch was eine romantische Beziehung werden könnte, entwickelt sich zu einer packenden lesbischen Abenteuergeschichte in einem zwischen Kriegsgewinnlern und breiten verarmenden Schichten zerrissenen Wien. Denn Aglaias Bruder und ihr Ehemann stranden ebenfalls in Wien; und obwohl Aglaia versucht, den beiden auf dem ohnehin angespannten Arbeitsmarkt hilflosen Adligen beizustehen, haben die beiden Jungs nichts anderes im Sinn, als Aglaia auf einen vermeintlichen Pfad erwartbarer Lebensführung zu zwingen - vor allem aber soll sie Theo verlassen. Um das zu erreichen zeigen sie Theo an, Theo gerät zunächst in die Mühlen der Justiz und dann in das Spinnennetz der Psychiatrie, bevor es den beiden Liebenden gelingt, wieder zueinander zu kommen. - Stefanie Zesewitz verbindet wie schon bei ihrem letzten Roman »Wie ein Versprechen« gekonnt das Genre des historischen Romans mit dem des lesbischen Liebesromans. Dabei ist ihr Horizont von romantischer Liebe ein ganz anderer als der, unter dem gegenwärtig mit den eher verschleiernden Vermarktungsbegriffen »Romance« oder »New Adult« als gestanzte Massenware der Buchmarkt geflutet wird. Stefanie Zesewitz greift auf den viktorianischen Roman zurück, und zwar nicht, weil dessen Auffassung von Liebe weniger romantisch gewesen wäre, sondern weil hier die Liebesgeschichte zu einem Zweck erzählt wird, nämlich um auf etwas anderes aufmerksam zu machen, in der Regel auf gesellschaftliche Verhältnisse und die Probleme, die diese den Einzelnen bereiten. Die klassische viktorianische Liebesgeschichte unterhält darum nicht nur, sie wird in aufklärerischer, mitunter sogar revolutionärer Absicht erzählt. Dadurch erscheint die Romantik der Liebe hier umso klarer, weil der erzählerische Antrieb die Welt und nicht die Liebenden sind. (Liebende haben ja nur sich selbst, nicht aber anderen etwas Interessantes zu sagen, letztlich ist jedes verliebte Reden entweder Liebeszweifel oder Liebesbeteuerung, also für alle anderen langweiliger Kitsch.) Auch Stefanie Zesewitz erzählt in aufklärerischer, fast revolutionärer Absicht, doch weil sie die Geschichte in einer Welt vor fast 100 Jahren erzählt, beeindrucken zunächst die vielen interessanten und gut recherchierten historischen Details: Wie die Gemeinde Wien gegen die vielen kleinen Bestattungsunternehmen versuchte, ein städtisches Monopol zu errichten - wie gegen Frauen in Männerkleidern gerichtlich und später mittels der Psy­chiatrie vorgegangen wurde - wie Leichen für eine Bestattung hergerichtet werden - und vieles andere mehr. Der historische Hintergrund gewährt dabei beim Lesen Abstand und macht den Blick darauf frei, dass Theos Leben auch heute nicht einfach wäre, denn sie verweigert sich Eindeutigkeiten, die wir auch heute im öffentlichen wie im privaten Leben immer wieder voraussetzen und einfordern. Das alles erzählt Stefanie Zesewitz in ihrer klaren und feinen Sprache, ihr Erzählstil ist ebenso schnell, wie Theo auf dem Rad durch ein weitgehend autofreies Wien braust und der Roman endet nach 420 Seiten gefühlt viel zu früh, denn einmal entführt in die Welt von Aglaia und Theo will man eigentlich nur noch eins: Immer wieder dorthin lesend zurückkehren.
(Veit empfiehlt - Sommer 2015)
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Lutz van Dijk: Verdammt starke Liebe

Lutz van Dijk: Verdammt starke Liebe

D 2015 (Neuauflage), 160 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Stefan ist vierzehn, als sich mit dem Überfall Deutschlands auf Polen im Sommer 1939 sein Leben über Nacht ändert. Er, der immer ein guter Schüler war, darf nun nicht mehr die Schule besuchen, sein Vater wird als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Bald geht es für ihn und seine Familie nur noch ums Überleben. Zwei Jahre später lernt er Willi kennen, einen jungen deutschen Soldaten. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick doch Liebe zwischen Männern verfolgen die Nazis streng. Trotz der ungeheuren Gefahr, die eine Beziehung für sie beide bedeutet, gehen sie das Wagnis ein. Nach einigen Monaten des heimlichen Glücks wird Willi an die Ostfront versetzt. Stefan ist verzweifelt. Als er über Wochen keine Nachricht von Willi erhält, schreibt er ihm einen verhängnisvollen Brief. Wenig später wird er verhaftet, gefoltert und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Wird er überleben? Und was ist aus Willi geworden?
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Jan Stressenreuter: Haus voller Wolken

Jan Stressenreuter: Haus voller Wolken

D 2015, 360 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Es beginnt mit Kleinigkeiten: Karsten verlegt seinen Schlüsselbund, er vergisst einen geschäftlichen Termin, manchmal fallen ihm Worte nicht mehr ein. Als sein Arzt Alzheimer diagnostiziert, bricht für ihn und seinen Freund Roman eine Welt zusammen. Gemeinsam versuchen sie, der Krankheit die Stirn zu bieten, schöpfen Hoffnung und stecken Niederlagen ein, weichen Stück für Stück zurück. Bis Roman erkennt, dass er eine Entscheidung treffen muss. Noch einmal trommelt er Freunde und Familie zusammen, noch einmal feiern Karsten und er ein rauschendes Fest, an einem Wochenende voller Lachen und Tränen. Mit Haus voller Wolken beweist Stressenreuter erneut, warum er zu den wichtigsten zeitgenössischen schwulen Autoren im deutschsprachigen Raum gehört. Mit berührenden Bildern, einer einfühlsamen, schnörkellosen Sprache und leisem Humor wagt er sich an ein Thema, dem in Zukunft immer mehr Beachtung geschenkt werden wird - auch von schwulen Männern.
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Taschenbuch, € 16.90

Stefanie Zesewitz: Donaunebel

Stefanie Zesewitz: Donaunebel

D 2015, 420 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Theo Brunner ist der Inbegriff eines charmanten Wieners, dem die Mädchen reihenweise erliegen. Auch die russische Adlige Aglaja Struzhanova verliebt sich widerstrebend in Theo, denn sie hat erst vor Kurzem in den Revolutionswirren ihre Geliebte verloren und will sich ihre Gefühle für Theo nicht eingestehen. Theos Leben ist eine Gratwanderung, denn obgleich sie von allen für einen jungen Mann gehalten wird, verbirgt sich hinter der Fassade des unwiderstehlichen Herrn Brunner die nicht minder bezaubernde Theodora, die eine Profession gewählt hat, in der sie als Frau niemals eine Chance gehabt hätte: das Bestattungsgewerbe. Kenntnisreich und respektvoll umsorgt Theo die Verstorbenen bei Pietät Huber, bis der Chef ihr auf die Schliche kommt und Theo die Zeit des Ersten Weltkrieges im Leichenkeller eines Krankenhauses verbringt, wo sie ihre Techniken perfektioniert. Als sie und Aglaja sich näher kommen und Theo ihre Identität lüftet, beginnen die Schwierigkeiten erst richtig, denn in Österreich stehen Beziehungen zwischen Frauen noch unter Strafe. Ein großer lesbischer historischer Roman vor dem Hintergrund des untergehenden Habsburgerreichs.
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Lutz van Dijk: »Endlich den Mut ...«

Lutz van Dijk: »Endlich den Mut ...«

D 2015, 192 S., E-Book (Format epub), € 9.99
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Inhalt
Stefan ist 17 Jahre, als er 1942 wegen eines Liebesbriefes an einen jungen deutschen Soldaten im besetzten Polen zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Den Zweiten Weltkrieg, die Jahre der Folter, Gefangenschaft und Erniedrigung bis Mai 1945 überlebt der junge Pole nur knapp. Mit 65 Jahren begegnet er dem 30 Jahre jüngeren Deutsch-Niederländer Lutz van Dijk und verfasst mit ihm zusammen das Jugendbuch »Verdammt starke Liebe« (1991), bis heute das einzige Jugendbuch zur Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit weltweit und seitdem in zahlreiche Sprachen übersetzt. Gut zwölf Jahre korrespondieren beide bis kurz vor Stefans Tod 2003. Seine erst nun veröffentlichten Briefe dokumentieren die spannende Bewusstwerdung eines ehemals verfolgten schwulen Mannes, sein beinah rauschhaftes Coming-out auf seiner ersten Lesereise in die USA bis hin zu den erneut aufkommenden tiefen Ängsten zum Ende seines Lebens.
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Taschenbuch, € 14.90

Lutz van Dijk: Verdammt starke Liebe

Lutz van Dijk: Verdammt starke Liebe

D 2015 (Neuauflage), 160 S., Pb, € 9.90
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Inhalt
Nicht zuletzt der 70. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung am 27. Januar hat mein grundsätzlich ohnehin vorhandenes großes Interesse an der NS-Zeit stark angesprochen und mich dazu bewegt, mir sowohl einige Filme über diese Zeit anzusehen als auch mich tiefer in die Materie einzulesen. Ein Buch, das mir dabei besonders ins Auge gesprungen ist, ist »Verdammt starke Liebe« von Lutz van Dijk, mittlerweile ein Klassiker, in dem es um eine wahre Geschichte geht. Nach Filmen wie »Jakob der Lügner« und »Der Pianist« erschien mir der Titel besonders passend. Stefan K., der Protagonist, ist ein zu Anfang des Buches 16-jähriger Pole, der zusammen mit seinen Eltern, seinem etwas älteren Bruder Mikolaj, zu dem er ein sehr enges Verhältnis pflegt, und seinen weiteren drei Geschwistern, über die man im Buch kaum etwas erfährt, in eher ärmlichen Verhältnissen in Torun lebt. Die Handlung beginnt im Jahr 1939, Deutschland hat gerade Polen überfallen und Stefan, der eigentlich voller Freude das Musikgymnasium besuchen will, muss sich eine Lehrstelle suchen, die er auch ziemlich schnell in einer Bäckerei findet. Der Vater muss als Soldat an der Front herhalten, die Mutter derweil die Rolle der starken Hausfrau erfüllen. Mikolaj ist rebellischer als Stefan und möchte die wachsende Unterdrückung durch die nazi-deutsche Besetzung nicht so einfach hinnehmen; er freundet sich später auch mit Widerständlern an. Er streitet diesbezüglich auch des Öfteren mit Stefan, weil dieser als begeisterter Sänger in einem Theater auftritt, welches, so meint Mikolaj, ja nur von Deutschen besucht werden würde. Als Stefan dann eines Tages einen österreichischen Wehrmachtssoldaten kennenlernt und sich plötzlich ganz neue Gefühle in ihm regen, die er nur von Erzählungen hinter vorgehaltener Hand kennt, sieht er sich in einer Zwickmühle. Einerseits beginnt er relativ schnell zu begreifen, was er da empfindet, nämlich, dass er wohl homosexuell ist und damit eigentlich auch gar kein Problem hat; andererseits fürchtet er aber den Spott und die Übergriffe der anderen - noch dazu wenn er seinem Bruder die Liebe zu einem Nazi offenbaren müsste. Trotzdem fangen Stefan und Willi G., der etwa Mitte zwanzig zu sein scheint und die Gefühle für Stefan erwidert, heimlich eine Beziehung an und treffen sich beinahe täglich abends in einem scheinbar sicheren Versteck, einer alten Scheune. Nachdem Willi anfängt, Stefan Geschenke zu machen - bei denen es sich hauptsächlich um Gebrauchsgegenstände wie neue Stiefel oder einen Gasbrenner handelt - und dessen Bruder es sehr stört, dass Stefan »von seinen deutschen Freunden« überhaupt etwas geschenkt bekommt, wird die Beziehung zwischen den beiden Geschwistern zunehmend angespannt. Nach mehreren Monaten des gemeinsamen Glücks wird Willi plötzlich an die Front versetzt und Stefan fühlt sich wieder alleine. In seiner Einsamkeit schreibt er Willi über den Armee-Postverteiler einen Brief, in dem er ihm seine Treue beteuert - eine genaue Adresse hat er nicht. Diese Zeilen sind es, die ihm später zum Verhängnis werden: Eines Tages wird Stefan zum Verhör ins Gestapo-Hauptquartier in Warschau vorgeladen; schnell wird ihm sein Fehler bewusst, im Angesicht der strengen Kontrollen gerade des Militärs einen solch heikel formulierten Brief zu versenden. Der 17-jährige Stefan erlebt Gewalt und Folter, Hunger und Durst und wird schließlich nach kurzem Gerichtsprozess nach § 175 wegen homosexueller Handlungen mit Männern verurteilt und in ein Gefängnis verfrachtet. Bis zum Kriegsende und seiner riskanten Flucht kommt er in verschiedene Konzentrationslager des besetzten Polens. Von seiner ersten großen Liebe hört Stefan nie wieder etwas, die Ungewissheit, was mit Willi geschah, verfolgt ihn sein ganzes Leben. Im realen Leben hieß »Stefan K.« Stefan T. Kosinski und lebte bis zu seinem Lebensende im stalinistischen und streng katholischen Polen, seine Homosexualität versteckte er. Über Lutz van Dijk erhielt er erstmals ein Sprachrohr, er hoffte, jungen Menschen Mut machen zu können und vom Staat endlich Entschädigung für seine erlittenen seelischen wie körperlichen Verletzungen zu bekommen. Bis zu seinem Tod 2003 litt Stefan an Folgen seiner Haft, er starb mit 78 Jahren nach einigen Monaten schwerer Krankheit in Warschau. »Willi G.« alias Willhelm Götz kam vermutlich schon 1945 an der Front um. »Verdammt starke Liebe« ist von meinen bisherigen Empfehlungen sprachlich sicherlich das am einfachsten zu bewältigende Werk, mit 167 Seiten liest es sich recht flott und die Handlung reißt einen mit. Gleichzeitig ist der Inhalt aber auch sehr berührend, nachdem ich fertig war, war meine Betroffenheit groß und ich recherchierte erst einmal mehr über Stefan und sein Leben, bevor ich mich an diesen Katalogtext setzte. Wie eingangs schon erwähnt habe ich großes Interesse am Thema des Nationalsozialismus, insbesondere am Holocaust und der Verfolgung Homosexueller. Würde ich Geschichte studieren, wäre das gemeinsam mit der Antike und dem Mittelalter mein Spezialgebiet. Dieses Jahr werde ich auch versuchen, zusammen mit der Jugendgruppe der HOSI Wien auf Exkursion nach Mauthausen zu fahren. Im März erscheint neben der Neuauflage von »Verdammt starke Liebe« der über viele Jahre geführte Briefwechsel zwischen Autor Lutz van Dijk und Stefan T. Kosinski im Querverlag unter dem Titel »Endlich den Mut ...« - ich durfte schon in die Druckfahnen schauen und kann diese Neuerscheinung ebenso wie »Verdammt starke Liebe« empfehlen.
(Dorian empfiehlt - Frühlingskatalog 2015)
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Lutz van Dijk: Verdammt starke Liebe

Lutz van Dijk: Verdammt starke Liebe

D 2015 (Neuauflage), 160 S., Pb, € 9.90
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Inhalt
Stefan ist vierzehn, als sich mit dem Überfall Deutschlands auf Polen im Sommer 1939 sein Leben über Nacht ändert. Er, der immer ein guter Schüler war, darf nun nicht mehr die Schule besuchen, sein Vater wird als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Bald geht es für ihn und seine Familie nur noch ums Überleben. Zwei Jahre später lernt er Willi kennen, einen jungen deutschen Soldaten. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick doch Liebe zwischen Männern verfolgen die Nazis streng. Trotz der ungeheuren Gefahr, die eine Beziehung für sie beide bedeutet, gehen sie das Wagnis ein. Nach einigen Monaten des heimlichen Glücks wird Willi an die Ostfront versetzt. Stefan ist verzweifelt. Als er über Wochen keine Nachricht von Willi erhält, schreibt er ihm einen verhängnisvollen Brief. Wenig später wird er verhaftet, gefoltert und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Wird er überleben? Und was ist aus Willi geworden?
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