Homosexualität und Homophobie in Russland und der Sowjetunion
Durch den brutalen Angriffskrieg von Putins Russland und die zunehmend homophobe Ausrichtung des Moskauer Regimes möchten wir mit diversen Titeln aus verschiedenen Bereichen einen reich facettierten Blick auf die Entwicklungen zum Thema
Homosexualität und Homophobie in Russland, bzw. in der UdSSR werfen.
An erster Stelle ist hier
Gabriel Wolkenfelds Roman »Wir Progandisten« zu nennen, in dem er die Schockwelle beschreibt, die durch die Community geht, als die Duma unter Putin 2014 während des Aufenthalts des Autors als Deutschlehrer in Jekaterinburg ein homophobes Gesetz gegen die »Homopropaganda« erlässt.
Neu ist ein Buch über eine schwule Liebesgeschichte von zwei Jungs in einem Sommerlager in der Sowjetunion. Die beiden Autorinnen - die eine Russin, die andere Ukrainerin - haben mit diesem
queeren Young Adult-Roman einen überraschenden Bestseller geschrieben, der aber daraufhin gleich vom russischen Staat verboten wurde.
Mikita Franko hat mit »Die Lüge« ebenfalls ein heißes Eisen für russische Verhältnisse angepackt. In dem Buch stirbt Mikitas Mutter und der Junge kommt zu seinem Onkel, der in einer schwulen Beziehung lebt. Jahre später entdeckt er, dass er selbst zum Schwulsein tendiert, und entwickelt Schuldgefühle, weil er dem staatlichen Klischee entspricht, wonach Schwule Kinder zur Homosexualität verführen würden.
Zwar spielt der Film »Firebird« in der estnischen Sowjetrepublik in den 1970ern - dennoch behandelt er beeindruckend die schwule
Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Soldaten in der Roten Armee.
Begleitend zu »Firebird« gibt es auch einen gleichnamigen Roman zum Film - geschrieben von Sergey Fetisov.
Mit »White Crow« wurde vor einigen Jahren ein wichtiger Meilenstein im Leben des legendären schwulen Balletttänzers
Rudolf Nurejew verfilmt. In diesem Biopic entflieht der berühmte junge Tänzer während einer Tournee im Westen der kommunistischen Diktatur, indem er mit den auf die Truppe abgestellten KGB-Agenten Katz und Maus spielt.
In »Red Closet« beschreibt Autor
Rustam Alexander, wie Stalin 1934 durch »Sodomiegesetze« eine Welle der Unterdrückung für schwule Männer auslöste, die bis zum Zusammenbruch der UdSSR anhielt.
Die russische Autorin beschreibt hier ihre persönliche
Geschichte als junge lesbische Frau in einem zunehmend homophob agierenden Russland. Als LGBTQ-Aktivistin und Reporterin für die »Nowaja Gaseta« muss sie miterleben, wie vier ihrer Kolleginnen und Kollegen vom russischen Staat ermordet werden.
Zu anderen Zeiten konnte sich - in einzelnen Großstädten wohlgemerkt - so etwas wie ein queeres Milieu entwickeln - von einem solchen in Sankt Petersburg um die Jahrhundertwende berichtet die Autorin in ihrem Buch »Places of Tenderness & Heat«.
Florian Mildenberger beschreibt in seinem Roman »Kein Morgen ohne Gestern« die Flucht von Adligen und ihrer Entourage aus dem revolutionären Russland. Unter den Flüchtlingen befinden sich auch Schwule - darunter der Fürst Jassupow mit seiner Familie.
In
Kusmins »Flügel« entdeckt der junge Gymnasiast Wanja seine Homosexualität. Im Russland um 1900 ist dafür kein Platz. Von der Provinz über St. Petersburg findet der junge Mann seinen Weg, der ihn schließlich zu einem älteren Partner und nach Italien führt.
Der
Greenaway-Film »Eisenstein in Guanajuato« zeigt, wie der legendäre sowjetische Regisseur Eisenstein 1931 eine Reise ins revolutionäre Mexiko nutzt, um Abstand zur kommunistischen Heimat zu gewinnen. Dabei kommt er seinem attraktiven Fremdenführer näher und zögert die Produktion seines neuen Films immer weiter hinaus.
In den 2010er Jahren hat der Hamburger Ballettchef John Neumeier der komplexen Figur des Tänzers
Vaslav Nijinsky gewidmet, der durch ein Verhältnis zum Ballettimpresario Sergej Diaghilev zu ungeahntem Ruhm kam und schließlich im Wahnsinn endete.
Die
»Spektralanalyse: Osteuropa« behandelt in einigen Kapiteln die Entwicklung von Homosexualität und Homophobie im Russland der letzten Jahrzehnte - vor allem die Zusammenhänge mit autoritären Bestrebungen und der russischen Orthodoxie.
»100 Tage, Genosse Soldat« zeigt den schon immer brutalen Umgang mit Wehrpflichtigen in der Roten Armee. Homosexualität, die ja im gleichgeschlechtlichen Umgang vorkommt, wird tot geschwiegen.
Jewgeni Charitonows »Unter Hausarrest« war schon bei Erscheinen ein äußerst mutiges Buch. Charitonow, dessen Tod mit Schikanen des KGB gegen ihn in Zusammenhang steht, avancierte nach seinem Tod zu einer Kultfigur der schwulen Russen - thematisiert sein »Kopfkissenbuch« Homosexualität auf eine bis dahin in der UdSSR nie dagewesene und im heutigen Russland nicht mehr denkbaren Art. Das in Russland massiv angegriffene Buch halten wir bei Löwenherz in der deutschen, nur noch antiquarischen Ausgabe immer lagernd.
In
Lena Goreliks »Die Listensammlerin« stößt die Hauptfigur auf einen ebenso schrägen wie schwulen Onkel. Die Geschichte verweist auf die dunkle Vergangenheit der Familie in der homophob geprägten UdSSR der 1970er.
Sergej Diaghilev gehört zu den Schlüsselfiguren zum Thema Homosexualität in Russland. Im Ballettmilieu war Homosexualität keine große Sache - insbesondere wenn man in internationalen Kreisen verkehrte und derart angesehen war wie der große Impresario der Ballets russe. Sein Verhältnis zum jungen Tänzer Nijinsky war so skandalträchtig wie tragisch. Sjeng Scheijens Diaghilevs Biografie ist nur noch antiquarisch lieferbar - wir halten sie jederzeit auf Lager.
Eng verknüpft mit dem Schicksal seines Liebhabers Diaghilev ist das des jungen Tänzers
Vaslav Nijinsky - nach ihrer Beziehung stürzt das Tanzgenie ab und endet im Wahnsinn.
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