Schwules Leben im 20. Jahrhundert in historischen Romanen
Anlässlich der
Buchpräsentation von »Helden für immer« möchten wir Euch eine kommentierte Leseliste von 10 Titeln vorstellen, die schwules Leben über einen längeren Zeitraum im 20. Jahrhundert als historische Romane zum Inhalt haben. Bei jedem dieser Romane heben wir einen Aspekt hervor, der ihn aus unserer Sicht ganz besonders auszeichnet.
1
1936 treffen sich Kilian und Felix auf dem Wiener Heldenplatz; aus der Zufallsbekanntschaft wird die Liebe fürs Leben, an dem sich die schwule Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt. Besonders eindrücklich führt Autor Markus Jäger die Typologie eines schwulen Paares vor, das sich in der Zeit des Totalverbots kennenlernte und miteinander glücklich wurde; auch wenn die beiden nie verklemmt oder gar verschüchtert waren, konnte die Zeit der Repression doch nicht spurlos an ihnen vorbei gehen.
2
Gegenwart und 50er Jahre: Die Geschichte, die der schwule Liebhaber seines Vaters Felix zu erzählen hat, berührt und macht zugleich Mut. Viele unserer Kunden, die die Zeit der Repression erlebt hatten, kamen mit Tränen in den Augen zu uns, weil ein aus ihrer Sicht so junger Autor den Ton und das Lebensgefühl der 50er Jahre für Schwule so einfühlsam und genau getroffen hat.
3
Schwule Liebe unter Soldaten des zweiten Weltkriegs – für den schwulen Geschichtsstudenten im Berlin des jungen 21. Jahrhunderts eine ganz neue Perspektive, der er sich stellen muss. Besonders eindrücklich in diesem Roman sind die universellen Entscheidungs-Situationen, die sich offenbar jeder Generation schwuler Männer immer wieder stellen.
4
Rückständigkeit, Muff und Verklemmtheit kennzeichnen das Irland der 50er Jahre, in dem Cyril Avery groß wird; als er nach Jahrzehnten des Exils nach Dublin zurückkehrt, erkennt er in dem modernen EU-Staat die Heimat seiner Kindheit fast nicht wieder. Eine besonders aufregende Geschichte, weil Cyrils leibliche Mutter viel moderner als ihr schwuler Sohn erscheint – ein großer schwuler Roman über gleichzeitige Ungleichzeitigkeiten.
5
Dass ihr über alles geliebter schwuler Zwillingsbruder an AIDS sterben musste, kann Greta Wells nicht verwinden und hätte darum am liebsten in einer Zeit gelebt, in der es die tödliche Krankheit noch nicht gegeben hat. Doch als sie immer wieder in die Vergangenheit versetzt wird, erkennt sie ihren lebensfrohen, offenen und charmanten Bruder nicht wieder. Ein Roman, der besonders eindrücklich vorführt, dass die Abwesenheit von Unglück noch lange nicht glücklich macht.
6
Auch wenn die DDR Schwulsein schon bald nach ihrer Gründung nicht mehr kriminalisierte, war an ein offen schwules Leben noch lange nicht zu denken. Christoph Hein beschreibt ein schwules Leben über die gesamte Lebenszeit des ostdeutschen Staates – ein Blick auf Arrangements, Kompromisse aber auch gefühlte Sicherheiten, die mit dem abrupten Zusammenbruch 1989 ebenso ihr jähes und mitunter unverkraftbares Ende fanden.
7
Das Schicksal eines schwulen Liebesgedichts – umgedeutet zum Heimat-Mythos, der Autor zum Dichterfürsten verklärt, weiß immer nur eine kleine (meist schwule) Minderheit um die wahren Sehnsüchte und Lebensverhältnisse von Cecil Valance. Der große Jahrhundertroman über die Blindheit der Mehrheitsgesellschaft auf schwule Belange und über Schwule, die mit ihrer Anpassungsfähigkeit an Konventionen immer wieder für ihr eigenes Verschwinden sorgen.
8
In den frühen 80er Jahren haben vier Freunde die Schule abgeschlossen und mit der Ausbildung bzw. dem Arbeitsleben begonnen – der erste Teil des Romans; der zweite springt in die Zeit ihres Erwachsenseins. Einer der vier, Paul, ist schwul, und aus seiner Sicht schildert der Roman wie alles, was uns heute so neu und revolutionär erscheint in den 80ern im Keim als selbstverständliche Erwartung bereits angelegt war, auch wenn alles damals noch unerreichbar schien. Eine großartige Schilderung immerwährender Illusionen.
9
Ein Roman im Roman: Solidarität und Zerwürfnis zwischen schwulem Bruder, seiner Schwester und seinem Lover. Während im England der 50er Jahre keine Chance auf Ausgleich und Aufrichtigkeit besteht, gibt es im London der Gegenwart zumindest Hoffnung. Eine intensive Analyse davon, dass gemeinsam erfahrene gesellschaftliches Unrecht noch lange nicht zu gegenseitiger Unterstützung, sondern im Gegenteil oft zu besonders perfider Charakterlosigkeit führt.
10
Die Geschichte eines späten Coming-outs als Agententhriller im Argentinien vor und nach dem Regime der Militärjunta. Eine der fesselndsten Schilderungen, wie übersteigerte Erwartungen an ein befreites Leben sowohl zu gesellschaftlichen wie auch zu persönlich-individuellen Enttäuschen führen.
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