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K-Ming Chang: Bestiarium

K-Ming Chang: Bestiarium

Dt. v. Stefanie Jacobs. D 2021, 304 S., geb., € 24.70
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Hanser
Inhalt
K-Ming Changs Roman, der drei Frauengenerationen durch legendenhafte Geschichten - jeweils von Mutter an Tochter weitergegeben - verbindet, ist in einer Art magischem Realismus geschrieben. Die Familie, um die es geht, kommt aus Taiwan und ist in die USA ausgewandert. In ihr haben wie in einem Matriarchat die Frauen das Sagen. Die Männer spielen lediglich Rollen im Hintergrund. Und so ist es auch in den Familienlegenden, in denen menschliche und animalische Wesen untereinander changieren und sogar zu verschmelzen scheinen. Eigentlich will die Familie die taiwanesische Heimat hinter sich lassen, um in Arkansas eine neue Existenz zu beginnen. Doch das Trauma der Migration haftet ihnen verbissen an, so gerne sie es auch loswerden würden. Jahre später kommen sie nach Kalifornien. Da die Familie gehört hat, dass in Kalifornien Gold gefunden werden kann, fangen sie prompt an, danach im Garten zu graben. Es soll eine bessere Existenz begründen. Doch in den ausgehobenen Erdlöchern stößt man auf etwas ganz anderes. Tochter sucht allerdings nach etwas anderem - nach der Vergangenheit, die sie in den Legenden, die Mutter ihr erzählt hat, und in den Briefen der Großmutter zu entdecken hofft, die sich schon seit langem von der Familie entfremdet hat. Eines Abends erzählt Mutter der Tochter das Märchen von Hu Gu Po - einer Tigerseele, die im Körper einer Frau lebt. Der Preis der Tigerseele dafür, dass sie im Menschenkörper leben darf, ist hoch: sie ist immerzu hungrig - ein Gefühl, dass sich mit nichts stillen lässt. Am liebsten würde das Wesen kleine Kinder auffressen - mit Vorliebe deren Zehen. Tochter hört fasziniert zu wie bei jeder Geschichte, die Mutter ihr erzählt. Und eines Morgens wacht Tochter auf, um festzustellen, dass ihr über Nacht ein Tigerschwanz gewachsen ist - Traum oder Realität? Die Grenzen zwischen beiden beginnen zu verschwimmen. Muss sie jetzt mit dem Ding leben? Und was ist mit Tante los, die zu Besuch gekommen ist? Wie kommen die Schlangen in ihren Bauch? Zunehmend wird Tochters Aufmerksamkeit auf Ben gelenkt: wie kommt es, dass das Nachbarsmädchen Tochter an einen Vogel erinnert? Ein Tier, das so gar nicht zum Tiger in Tochter passen will - und doch entwickelt sich eine zarte Bindung zu dem zerbrechlichen Mädchen von nebenan, die zur Liebe wird. Tochter liebt auch die merkwürdig schrägen Geschichten, die Ben zu erzählen weiß. Und Ben verfügt über ganz eigene mysteriöse Kräfte, die es für Tochter zu erkunden gilt. All die Geschichten rundum Tochter werden nun von den beiden gegensätzlichen Liebenden weitergesponnen und zu einer eigenen Identität verdichtet. Je mehr Tochter sich mit den Geschichten um sie herum befasst, umso klarer wird ihr, dass jede dieser Frauen - sie eingeschlossen - eine eigene Legende verkörpert. Auch zeigt die Übersetzung von Großmutters Briefen für Tochter und Ben, dass die beiden mehr mit ihr gemein haben als je angenommen. K-Ming Changs Debütroman strotzt nur so vor lauter queerer Fabulierkunst. Man darf jedoch ihre Art zu erzählen nicht mit Queer Fantasy verwechseln, denn Chang sprengt damit die Grenzen von Familie, Liebe und Realität, was Fantasy kaum jemals tun würde.
(Jürgen empfiehlt - Frühlings-Katalog 2022)
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