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Filip Noterdaeme: Die Autobiografie von Daniel J. Isengart

Filip Noterdaeme: Die Autobiografie von Daniel J. Isengart

Dt. v. Daniel Bienert. D 2018, 264 S., geb., € 24.67
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Männerschwarm - Edition Salzgeber
Inhalt
In seinem Buch unternimmt der aus Deutschland stammende, aber seit Jahren in New York lebende (Drag-)Künstler und Koch Daniel Isengart den gewagten Versuch, seine eigene Autobiografie mit der Biografie des belgischen Kunstkenners und Museumsdirektors Filip Noterdaeme zu verzahnen. Der Output ist informativ und sehr unterhaltsam zugleich. Beide Männer sind sich Ende der 1990er Jahre zum ersten Mal in New York begegnet - Noterdaeme als Sohn des belgischen UNO-Botschafters schon lange dort ansässig und Isengart frisch aus Europa zugereist. Zwischen den jüngeren Isengart und dem älteren Noterdaeme entwickelt sich eine enge Freundschaft, die als Liebesbeziehung begonnen und bis heute Bestand hat. Gemeinsam - der eine als Koch und gelegentliche Drag Queen - der andere als Direktor des avantgardistischen HOMELESS Museums - lernen sie viele Persönlichkeiten der New Yorker Kunst- und Künstlerszene kennen, schätzen und verachten. Isengart gelingt es den Text mit saftigen Anekdoten zu spicken und ihn so in eine amüsante Lektüre zu verwandeln. Dreh- und Angelpunkt ihres gemeinsamen Lebens ist - nicht ihre gemeinsame Wohnung - denn die wechselt häufig - sondern das von Noterdaeme gegründete und betriebene HOMELESS Museum und der Blick auf die Leute, die dort ab und zu oder regelmäßig verkehrt haben. En passant bekommt der Leser einen subjektiv vermittelten Einblick in die Szene New Yorks - angefangen bei einflussreichen Leuten, die zu allem eine - meist abfällige - Meinung haben und denen nichts gut genug zu sein scheint. Wenn man mit seiner Kunst - oder einem Museum - in der Stadt etwas erreichen will, kommt man jedoch nicht an ihnen vorbei. Das Spektrum an aufgetischten Ereignissen reicht von einem Besuch des belgischen Königspaars in New York (noch Baudouin und Fabiola), das im Sitz des belgischen UNO-Botschafters (Noterdaemes Vater) für Aufruhr sorgt und der sich über Tage immer wieder verschiebt, bis er stattfindet, als niemand mehr damit rechnet und nicht genug zu essen da ist (ein wichtiger Aspekt für Isengart, der anfangs für (halb-)prominente Personen des New Yorker Lebens als Leibkoch Essen zubereitet - siehe auch sein Kochbuch »The Art of Gay Cooking«). Es geht weiter über die gemeinsamen Reisen der beiden schwulen Männer (besser soll es nicht zu heiß sein, aber auch nicht zu kalt - Streit ist vorprogrammiert), Isengarts Auftritte in Berlin (er wird dabei mit Tim Fischer verglichen, mit dem er den Regisseur für seine Show teilt) und schließlich die Abstrusitäten der New Yorker Kunstszene rund um die Etablierung des HOMELESS Museums, eine Serie von mehr oder weniger absichtlich herbeigeführten Missverständnissen - gewürzt mit Isengarts »gepellten Eiern mit Miesmuschelfleisch« aus dem Buffet des Museums. Manche Abstrusitäten - die auf die oft absurde Situation von Obdachlosen verweisen sollen - werden im Betrieb des HOMU aufrechterhalten. Zum Beispiel ist der Eintrittspreis abhängig vom Körpergewicht des Museumsbesuchers (arme Menschen sind nämlich leichter, reiche schwerer). Deshalb muss sich jede/r der peinlichen Prozedur beim Eingang des Gewogen-werdens unterziehen, was einem Gewichts-Outing gleichkommt und viele Besucher um Gnade betteln lässt. Man/frau möge sie davor verschonen. Doch die Welt ist grausam. Dieses facettenreiche, detailverliebte Buch ist auf eine informative Art lesenswert und im hohen Maße vergnüglich.
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