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Matthew Gallaway: Die Sache Metropolis

Matthew Gallaway: Die Sache Metropolis

Dt. v. Andreas Diesel. D 2016, 464 S., geb., € 25.69
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Albino
Inhalt
Lucien ist ein junger schwuler Opernsänger aus Paris Mitte des 19. Jahrhundert. Seine Karriere führt ihn von der Pariser Oper an die neuen Opernhäuser Europas, über München dann auch nach Wien. Hier ist die Staatsoper noch im Bau, Lucien verliebt sich in deren schwulen Architekt van der Nüll - die beiden werden ein Paar. In diese schwule Liebesgeschichte der Opernwelt des 19. Jahrhunderts sind zwei weitere Handlungsstränge eingeschoben, die hauptsächlich in New York spielen. In den 50er Jahren versucht Maria mithilfe ihrer Stimmbegabung der Enge ihrer kleinstädtischen Herkunft zu entkommen; und in der Gegenwart sieht der schwule Rechtsanwalt Martin an seinem Geburtstag von seinem Bürofenster aus die Zwilllingstürme einstürzen - und beschließt, sein Leben komplett neu zu ordnen und endlich etwas Sinnvolles zu tun. - Das Fesselnde an diesem Roman auf ganz unterschiedlichen Zeitebenen ist, dass einerseits die jeweiligen Geschichten sehr fein ausgearbeitet sind, andererseits es gerade ihre Verschränkung ist, die einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. Das 19. Jahrhundert der boomenden Metropolen Paris und Wien ersteht ebenso plastisch wie die Schwere und Enge kleinbürgerlicher Verhältnisse in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, über allem schwebt geradezu die Unverbindlichkeit unserer gegenwärtigen Lebensauffassung. Und obgleich diese drei Zeitebenen mit ihren Erzählsträngen jede für sich voll ausgearbeitet sind, zunächst einmal gar keine Querverweise die Ebenen miteinander in Bezug setzen, ist recht früh im Roman zu spüren, dass es eine bedeutende Verbindung geben muss, ebenso wirkmächtig wie geheimnisvoll verborgen wie eine höhere Macht.

Zunächst scheint alles auf eine literarische Gemeinsamkeit hinaus zu laufen, alle Figuren haben den dramatischen Verlust ihrer Eltern zu beklagen, Feuer und Tod, Schuld und Versäumnis, hiervon scheinen alle Figuren mit einem unsichtbaren Band zusammengehalten zu werden. Doch bald schon wird klar, dass die Verbindung viel konkreter, wirklichkeitsnäher sein muss. Immer wieder taucht das Manuskript einer Oper auf, und schon bald ahnt man auch schon, dass es nicht nur die Oper im allgemeinen, sondern vor allem Wagners Tristan - und nicht die natürlich vordergründig ausgeschlachtete »Sache Makropulos« von Leo? Janá?ek - ist, die in Anspielungen und Ähnlichkeiten der Schlüssel des Geflechts sein könnte, das zunehmend kriminalistische Züge annimmt. Geradezu erleichtert nimmt man dann das Schlusskapitel auf, in dem in einer großen Umarmung sich alles aufklärt. Doch so ausgefeilt die Bezüge auf die Welt der Oper auch sein mögen, »Die Sache Metropolis« ist vor allem ein schwuler Roman, der auch ganz ohne einschlägige Kenntnisse Leserin und Leser in seinen Bann schlägt - denn es geht um große Menschheitsthemen, die sich für uns Schwule noch einmal in besonderer, ganz spezifischer Weise stellen, weil ihre Erfüllung Schwulen immer wieder abgesprochen oder gar verweigert wurde oder wird: Herkunft - Familie - Ewigkeit. Zugehörigkeit, Beziehung, Sinn des Lebens - Matthew Gallaway hat erkannt, dass diese Fragen, einmal so pathetisch gestellt nur in der Leidenschaft und romantischen Verklärung beantwortet werden können, für die die Oper einen klassischen Rahmen bietet.

(Veit empfiehlt ? Herbst 2017)
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