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Nigel Bartlett: König der Straße

Nigel Bartlett: König der Straße

Dt. v. Andreas Diesel. D 2016, 384 S., geb., € 23.63
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Albino
Inhalt
Ein schwuler Albtraum: David ist schwul, alleinstehend und hat ein besonderes Vertrauensverhältnis zu seinem Neffen Andrew. Immer wieder verbringt der die Wochenenden bei ihm, weil ihm seine Eltern auf die Nerven gehen. Als Andrew bei einem dieser Aufenthalte spurlos verschwindet, ist David naturgemäß außer sich und will alles tun, um Andrew so schnell wie möglich wiederzufinden. Doch alles scheint sich gegen ihn selbst zu wenden: Als die Polizei seine Wohnung untersucht, sind es zunächst vermeintlich harmlose schwule Versatzstücke wie Bücher, Spaß-Postkarten und dergleichen, die für die Ermittler darauf hindeuten, dass David selbst etwas mit Andrews Verschwinden zu tun haben könnte. Und alle Anstrengungen von David selbst, die Sache aufzuklären, verstricken ihn immer tiefer, niemand glaubt ihm mehr. David stellt darum selbst Recherchen an, und als Alex, ein weiterer Junge in Andrews Alter, verschwindet, kann er entscheidend dazu beitragen, dass Alex befreit wird. Tatsächlich scheint ein Kinderporno-Ring hinter allem zu stehen - doch zu Davids Entsetzen behauptet Alex, dass David an seiner Entführung beteiligt gewesen sei. David muss jetzt selbst alles daransetzen, seine Unschuld zu beweisen - und sich zugleich dem Zugriff der Polizei entziehen. - Weil der Thriller in Ich-Perspektive geschrieben ist, weiß man von Anfang an, dass David unschuldig ist - doch umso heftiger ist das beklemmende Gefühl, dass man bekommt, wenn man miterlebt, wie sich die Fakten immer deutlicher gegen David wenden. Hier ist die Ich-Perspektive (meistens eine eher selbst beschränkende Form der literarischen Darstellung) ein besonders gelungenes Stilmittel, das nicht nur den abgründigen Horror der falschen Verdächtigung nachempfindbar macht, sondern auch wie Alltägliches, aus der Situation völlig verständliche Verhaltensweisen und zunächst Belangloses plötzlich zu Indizien der eigenen Schuld werden können. Besonders erschreckend ist hierbei, wie alle, die David vor Andrews Verschwinden als Schwulen in ihrer Familie, in ihrer Nachbarschaft, am Arbeitsplatz usw. völlig unverkrampft akzeptierten, ihm auf einmal misstrauisch, wenn nicht sogar feindselig begegnen, ihm gerade als Schwulen alles im Blick auf ein Sexualdelikt zutrauen und unterstellen. Und obwohl Davids Homosexualität gar nichts mit Andrews Verschwinden zu tun hat, wird es so umso mehr eine Geschichte, in der es letztlich um David als Schwulen geht. Dies gerade aus der unmittelbar übernommenen Sicht Davids, also aus schwuler Sicht mitzuerleben, macht »König der Straße« zu einer atemlosen Lektüre, was zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass Nigel Bartlett in einem rasanten Tempo erzählt. Ein Thriller, den man darum nur ungern beim Lesen unterbricht, der einen aber nach atemlosen Stunden des Lesens noch lange beschäftigen wird.
(Veit empfiehlt - Herbst 2016)

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