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Elke Weigel: Fußballtöchter

Elke Weigel: Fußballtöchter

D 2012, 250 S., Broschur, € 15.32
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Querverlag
Inhalt
Anfang der 70er Jahre: Susi ist fast 20 - damals noch nicht volljährig - arbeitet als Sekretärin und verdient doch kein eigenes Geld. Denn das muss sie fast ganz ihrem Vater abgeben, mit dem sie zusammen mit ihrem älteren Bruder in einem Vorort von Stuttgart lebt. Seit ihre Mutter die Familie vor über 10 Jahren verlassen hat, wurde Susi systematisch Kochen, Putzen, Waschen, Bügeln zugewiesen, faktisch führt sie seit Jahren neben Schule bzw. Arbeit den Haushalt. Die beiden Männer lassen sich bedienen. Susi widmet ihre gesamte Freizeit dem Fußball. Kein einfaches Hobby, denn neben der immer noch allgegenwärtigen Machokultur, die selbstbewusste Aktivitäten von Frauen torpediert, gibt es auch noch das Verbot des DFB: Alle Verbandseinrichtungen sind für Frauenfußball gesperrt, was de facto ein Verbot bedeutet. Doch es gelingt Susi und ihren Kameradinnen nicht nur, Plätze für ihr Training zu organisieren, als sie bemerken, wo ihre Defizite liegen, heuern sie einen Trainer an, der sie zu einer richtig guten Mannschaft formt. Mannschaft ist jedenfalls Susis Wort, denn ihr geht es nur ums Spielen. Ganz anders Susis Freundin Gerda, die sich auch intensiv mit dem aufblühenden Feminismus auseinandersetzt und vehement für eine neue, weibliche Sprache eintritt. Doch es sind nicht nur solche Reibereien, die Susis Beziehung zu Gerda zermürben. Zwar haben die beiden wunderbaren Sex miteinander, doch immer öfter merkt Susi, dass ihr das prickelnde Gefühl echter Verliebtheit fehlt. Aber Susi ist zu sehr damit beschäftigt, sich aus der eingefahrenen Situation zu Hause freizumachen. So entgeht ihr, wie Gerda sie als Spielzeug benutzt, genauso wie das Werben einer anderen Freundin, von der sich Susi in Wahrheit auch immer schon mehr erhofft hat. - Elke Weigels »Fußballtöchter« besticht vor allem durch die plastische Beschreibung der 70er Jahre und die darin eingebettete überzeugende Emanzipationsgeschichte einer jungen lesbischen Frau. Denn auch wenn die 70er Jahre den Aufbruch in eine offenere Gesellschaft markieren, so lebte dennoch die bleierne Schwernis der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte weiter. Und das nicht nur in den Gewohnheiten - wie im Roman anhand von Susis Vater und Bruder geschildert. Institutionalisierte Diskriminierung wie das Verbot von »Damenfußball« war ebenso weit verbreitet wie schnödes Abgewiesen-Werden, wenn es um das Einfordern von gleichen Rechten ging, die uns mittlerweile selbstverständlich geworden sind. Dieser Zwiespalt prägt auch Susi. Denn einerseits ist ihr völlig klar, wie ungerecht sie behandelt, ja nachgerade ausgebeutet wird. Andererseits ist sie nicht ohne weiteres dazu fähig, mit den ihr aufgenötigten Zwängen zu brechen und ein selbstbestimmtes Leben zu beginnen. Ganz davon zu schweigen, offen zu ihrem Lesbischsein zu stehen. Schlimmer noch: Für Susi ist ihr Eingespannt-Sein in Haushalt und Beruf, ihre vordergründige Abhängigkeit von zwei Machos, Vater und Bruder, geradezu ein Schutzschild vor unangenehmen Fragen nach einem Freund, den es natürlich nicht gibt. Dass diese Gemengelage äußerer Zwänge von Elke Weigel nicht durch ein Schlüsselerlebnis, nicht durch einen großen, dramatischen Bruch aufgelöst wird, das macht das erzählerisch Besondere dieses Romans aus. Hierzu passt auch die eher schlichte Sprache, denn Susis »Befreiung« und schließlich ihr Coming-out vollziehen sich nicht als große Entwicklung. Es ist vielmehr das Ineinandergreifen des Bewustseins, Rechte und Möglichkeiten zu haben und dem Aufweichen der äußeren, gesellschaftlichen und familiären starren Vorgaben, was für Susi bestimmend ist. Und dies ist wohl die treffendste Beschreibung dieser Zeit insgesamt - »Fußballtöchter« ist also mehr als Zeitkolorit, es beschreibt die Formel der 70er Jahre. (Veit empfiehlt, Sommer Katalog 2012)
Dieser Querverlag-Titel ist auch erhältlich als:
E-Book (epub), € 9.99
Taschenbuch, € 15.32
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