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Elia Barceló: Töchter des Schweigens

Elia Barceló: Töchter des Schweigens

Dt. v. Petra Zickmann. D 2012, 425 S., Pb, € 11.30
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Piper
Inhalt
Im letzten Jahr der Franco-Diktatur machten sieben Freundinnen ihren gymnasialen Abschluss. Wer sich noch an die frühen 70er Jahre erinnert, weiß, wie nicht nur in Spanien, sondern auch im Ausland Francos Tod nicht nur erwartet, sondern geradezu fieberhaft herbei gesehnt wurde, zumal der Übergang zur Demokratie unter dem bis heute regierenden König vorbereitet war. So lag auch über der Abschlussfahrt der Schulklasse nach Mallorca bereits mehr als nur die Hoffnung, dass das richtige, nämlich erwachsene Leben jetzt beginnt. Freiheit und Selbstbestimmung lag für alle in der Luft. Vor allem aber für Margarita und Candela, denn Mallorca bedeutete für die beiden verliebten Mädchen ein gemeinsames Zimmer, das erste Mal eine ganze gemeinsame Nacht in einem Bett zu verbringen. Für die sieben Freundinnen schien sich die beste Woche ihrer Jugend abzuzeichnen, fast rauschhaft erlebten sie diese Klassenfahrt. Doch ein grauenhaftes Ereignis machte aus der verschworenen Clique eine Schicksalsgemeinschaft, ihre Verbundenheit war daraufhin eher von traumatischem Schrecken denn von ausgelassener Zuneigung bestimmt. Und so zerstreute sich die Gruppe, ein paar blieben in der heimatlichen Kleinstadt, andere zogen mehr oder weniger weit weg. Margarita ging nach London und wurde eine renommierte Filmemacherin, Candela blieb zuhause, auch ihre Liebe war zerrissen. - Dreißig Jahre später treffen sich alle Freundinnen von früher noch einmal, doch nach einem zunächst fröhlichen Fest findet Margarita eine der Freundinnen am nächsten Morgen tot in deren Wohnung auf. Der erste Augenschein lässt Selbstmord vermuten, doch immer mehr Ungereimtheiten bringen Margarita zunehmend unter Mordverdacht. Währenddessen setzt Candela alles daran, Margaritas Gefühle für sie wiederzubeleben. Margarita reagiert zunächst reserviert, erst als ihre Lebensgefährtin abgereist ist, öffnet sie sich Candelas Avancen. Doch als ein weiterer Mord geschieht, wird klar, dass sich das Grauen ihrer Vergangenheit nicht länger verdrängen lässt, immer stärker scheinen einige der Freundinnen aussprechen zu wollen, was vor 30 Jahren geschehen ist. Doch wer von ihnen weiß eigentlich die Wahrheit? Immer mehr stellt sich heraus, dass keine die Zusammenhänge richtig kennt. - Der dritte Roman der Innsbrucker Autorin Elia Barcelo besticht wieder einmal durch seine raffinierte Erzähltechnik, buchstäblich erst auf den letzten Seiten wird klar, was das traumatisierende Ereignis vor 30 Jahren überhaupt war, alle Fährten, die sich beim Lesen zu plausiblen Theorien zusammenzusetzen schienen, laufen nicht nur in die Irre, zeitweise schien das Ereignis überhaupt ein Hirngespinst zu sein, geboren aus einer jugendlichen Gruppenhysterie. Umso mehr verschlägt die Lösung den Atem, denn was die Mädchen und späteren Frauen ein Leben lang verfolgte, war nur eine Vermutung - ihre objektive kollektive Brutalität und Schuld konnten sie viel leichter verarbeiten. Dass wir mit eingebildeten Wahrheiten viel schwerer zurecht kommen als mit den tatsächlichen, dass wir zu Grausamkeiten fähig sind und dafür mitunter wenig oder gar keine Schuld bzw. Scham empfinden demgegenüber aber die höchsten moralischen Maßstäbe an den Tag legen, wenn die Faktenlage ungesichert ist, das ist der Hintergrund der »Töchter des Schweigens«. Dass dies ebenso für unsere Freundschaften und Liebesbeziehungen gilt, das zeigt die Spiegelung der spannenden Geschichte an der immer wieder zerbrechenden Liebe von Margarita und Candela und ihrer letztlich nur mit List zustande gekommenen Ehe. Eine schöne Liebesgeschichte - und wie jede aufrichtig erzählte: eine bittere. (Veit empfiehlt, Herbst Katalog 2011)
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