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Andreas Brunner: Als homosexuell verfolgt

Andreas Brunner: Als homosexuell verfolgt

Wiener Biografien aus der NS-Zeit. Ö 2023, 224 S. illustriert, Broschur, € 25.00
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Inhalt
Andreas Brunner ist einer der Gründer von QWien, heute dort als Archivar tätig. Er war auch an der Gründung der Buchhandlung Löwenherz beteiligt. Unter anderem auf seine Initiative geht die Entstehung der Wiener Regenbogenparade zurück. Seit längerem befasst er sich mit den Spuren von Homosexuellen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden. Im Zuge seiner Recherchen in diversen Archiven stieß er auf zahlreiche Dokumente (vor allem Akten) über Personen, deren Schicksale - soweit rekonstruierbar - bislang unter den Teppich gekehrt oder zumindest ignoriert worden sind. Sechzig dieser Lebensgeschichten versammelt Andreas Brunner nun in diesem schön gemachten Buch. Als Quellen stützt er sich in den meisten Fällen auf Strafakten der Wiener Gerichte, Dokumente der Verfolgungsbehörden wie Kripo und Gestapo. Die rechtliche Grundlage der Verfolgung stellt der österreichische Strafrechtsparagraf 129 Ib dar, der von 1852 bis 1971 (also auch in der NS-Zeit) galt und »Unzucht wider die Natur mit Personen desselben Geschlechts« strafbar machte. Die verfolgten Personen stammten aus allen Wiener Bezirken. Was vor allem verblüfft, ist die Tatsache, dass die Verfolgten dabei aus allen sozialen Schichten - von reichen Männern bis hin zu Leuten aus dem Proletariat - kamen. Die Lebensgeschichten mancher von ihnen wie Franz Doms (der »Franz« aus dem Buch von Jürgen Pettinger), Erich Lifka oder Josef Kohout (»Männer mit dem rosa Winkel«) wurden bereits beleuchtet. Aber in ganz vielen Fällen wurden hier Lebensgeschichten dem Vergessen entrissen. Auch wenn die Verfolgung von Homosexuellen einem großen Schema folgte, waren die Lebensgeschichten derjenigen, die den Verfolgungsbehörden und den Verfolgern ins Netz gerieten, höchst spezifische. Sicherlich gab es auch Glückgefühle in gefährlichen Zeiten, riskantes Lebensglück inmitten akuter Bedrohung, langjährige Beziehungen, die vor der Öffentlichkeit erfolgreich geheim gehalten wurden. Doch die Spuren der verfolgten Menschen, die in (Straf-)Akten ihren Niederschlag fanden, erzählen andere, wenig hoffnungsvolle Geschichten - diese sind voll von Ängsten, Demütigung, Denunziationen, Verrat, Misshandlungen bis hin zur Hinrichtung wie im Fall von Franz Doms oder zur Ermordung im Konzentrationslager. Überraschend an den geschilderten Lebensgeschichten in Andreas Brunners Buch sind die (Einzel-)Fälle, in denen es im Angesicht dieser höchst deprimierenden Gesamtsituation von Homosexuellen auch Beispiele für geradezu heldenhaften Mut gab, wenn Leute im Netz der Fahnder zu ihrer sexuellen Orientierung standen, obwohl ihnen klar sein musste, dass dies lebensgefährlich sein konnte. Neben den Einzelgeschichten bietet »Als homosexuell verfolgt« auch einen Einblick in die seinerzeit existierende Subkultur, die eher im Verborgenen blühte und nicht selten Ziel homophober Razzien wurde: die »Logen« als gefährliche Orte für schnellen anonymen Klappensex, die Lokalszene um den Wiener Prater, die einschlägigen Bäder. Andreas Brunners Buch ist ein wichtiger und gut gemachter Beitrag zur Geschichte der Homosexualitäten in Österreich und ebenso wichtig für diesen bislang unterbelichteten, dunklen Bereich der Wiener Stadtgeschichte. Weitere Beiträge von Andreas Brunner finden sich in dem Buch »Queer Vienna« mit Einblicken in die Arbeit des Bewegungsarchivs QWien. (CH 2023, € 15.50)
Jürgen empfiehlt (Sommer 2023)
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