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Caeia March: Lust auf ein Morgen

Caeia March: Lust auf ein Morgen

Dt.v. Cornelia Kähler. D 2002, 323 S., geb. , € 14.39
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Inhalt
Wieder einmal empfehle ich eine Klassikerin der Lesbenliteratur, die noch immer zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehört. Und da wir gerade 100 Jahre Frauenwahlrecht feiern, lohnt sich immer ein Blick zurück in die Zeit, in der Frauen dieses Recht erkämpft haben, und vor allem Lesben alles andere als frei leben konnten. Caeia March erzählt mit "Lust auf ein Morgen" eine Familiensaga, in der wir die zum Teil dramatische Lebens- und Liebesgeschichte zweier Frauen im letzten Jahrhundert in England erfahren. Und es sind Frauen der Arbeiterklasse, für die damals kein Ausbrechen aus der vorgegebenen Rolle als Ehefrau und Hausfrau vorgesehen waren. Durch die Kindheits- und Jugendgeschichte von Biff und Moss bekommen wir Einblick in die Kämpfe der Gewerkschaften, der Suffragetten und der Klassenkämpfe unterschiedlichster Arbeiterfrauen. Zwei junge Frauen aus einem Bergarbeiterdorf, die sich lieben, erleben zu dieser Zeit nichts als Brutalität. Sie werden zur Strafe vergewaltigt, worauf die eine sich umbringt, und die andere, Moss, flüchtet, auch weil sie schwanger geworden ist und von der Familie verstoßen werden würde. Sie trifft auf ihrer Flucht Biff, die als junge Suffragettin ebenfalls geflohen ist, weil sie mit ansehen musste, wie ihre Mutter und Schwestern als Suffragetten in Manchester ermordet wurden. Sie ist groß und kräftig und reist aus Sicherheit als Mann verkleidet, und auch um selbstbestimmt überleben zu können. Damals wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, um als Frau von Zuhause wegzugehen, ohne zu heiraten, vor allem wenn man kein Geld hatte. Biff lebte und arbeitete schon eine zeitlang in einer Kleinstadt bei einem Lebensmittelhändler, bei dem auch Moss unterkommt, und den sie in ihrer Verzweiflung als schwangere Frau heiratet. Moss verliebt sich jedoch mit der Zeit in den sanften Biff, und die beiden werden ein Paar. Sie leben nach außen die klassischen Frauen- und Männerrollen, die sie gleichzeitig hinterfragen und dabei versuchen, ein gleichberechtigtes Zusammenleben zu führen. Beide sind mit ihren Kindern und den späteren Enkeln in das Stadtleben gut integriert und leben eine erfüllte Liebe bis ins hohe Alter. Als die älteste Enkelin bei den beiden zu Besuch ist, scheint deren Geliebte zu ahnen, dass mit der Identität von Biff etwas nicht stimmt. Sie weiß aber auch, wie gefährlich ihr Erkennen für die aufgebaute Welt von Moss und Biff werden kann, und wie schwierig das für ihre Liebe zu der Enkelin werden würde. Biff möchte vor allem eines: unbedingt vor Moss sterben, damit sein Geheimnis gewahrt bleiben kann. Heute lesen wir diese Geschichte mit einem ganz anderen Wissen an Möglichkeiten der individuellen Lebensgestaltung als beim Erscheinen der 1. Auflage in den 1980er Jahren. An Aktualität hat dieser historische Roman jedoch nichts eingebüßt, denn Frauen- und Lesbengeschichte und erkämpfte feministische Rechte bilden die Grundlage unserer heutigen Lebensrealität, die nur allzu leicht wieder zurückgedreht werden kann.
(Ilona Bubeck empfiehlt - Winter 2018/19)
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