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Stephen Fry: Ich bin so fry

Stephen Fry: Ich bin so fry

Meine goldenen Jahre. Dt. v. Teja Schwaner. D 2011, 541 S., mit Abb., geb., € 23.63
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Aufbau-Verlag
Inhalt
Stephen Fry ist verliebt in Wörter. Er schwelgt in seinen Beschreibungen in Aneinanderreihungen sich reimender Eigenschaftswörter. In seiner Autobiographie »Ich bin so Fry« beginnt zudem jedes Wort einer Abschnitts-Überschrift mit einem »C«, denn viele Cs - von Zucker (hier ist das C der Anfang der chemischen Formel) bis Kokain (in der englischen Schreibweise mit C) - haben sein Leben, seine »Chronicles« (wieder ein C-Wort im Originaltitel) bestimmt. Bei 49 verschiedenen Überschriften ist das schon eine schriftstellerische Herausforderung. Er ist in seinem Buch sehr selbstkritisch und spart nicht mit Lob für andere. Er beginnt das Buch mit dem Zuckerrausch seiner Kindheit und erläutert seine Lieblingssüßigkeit. Doch da sein Budget damals noch sehr eingeschränkt war und sein Hunger nach mehr grenzenlos schien, griff er zu Maßnahmen die ihm mehrere Suspendierungen und Schulverweise einbrachten; langweilige Gemüter sprachen damals von Diebstahl. In seiner Jugend wurde der Zucker dann von Kaffee und Zigaretten abgelöst. Doch da sein Einkommen noch immer nicht gewachsen war und Tabak wesentlich teurer als Süßigkeiten ist, landete er wegen Kreditkartenbetrugs im Gefängnis. »Ich bin so Fry« setzt Stephen Frys Kindheits- und Jugenderinnerungen (gipfelnd in seiner Entbübung) aus »Columbus war ein Engländer« fort. Trotz allen seinen Eskapaden schaffte er einen herausragenden Schulabschluss und bekam einen Platz am Queen's College in Cambridge. Die Zeit bis zum Semesteranfang verbrachte er als Lehrer an einer Privatschule. Am College besuchte er von den dortigen Clubs produzierte Theaterstücke. Eines war »The Importance of Being Earnest«, in dem Emma Thomson mitwirkte und in dem sie mit ihrem Talent einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterließ. Da die beiden das dasselbe Englischseminar besuchten, freundeten sie sich an. Bei »Nightcap«, einer Komödie, präsentiert vom preisgekrönten Footlights Club, war es so begeistert, dass er beschloss, selbst Sketche zu schreiben. In diesem Stück spielte auch Hugh Laurie (mittlerweile durch »Doctor House« durch seinen schwarzen Humor bekannt) mit, den er aber erst später durch Emma kennenlernte. Mit Hugh, Emma und anderen, wirkte Stephen Fry später auch in Fernsehserien mit, wie zum Beispiel Alfresco, die er, Hugh und Ben Elton schrieben. In seiner Studienzeit war er dann auch Mitglied in mehreren (oder gar allen?) Theater-Clubs. Er war außerdem Präsident des traditionellen May Balls und somit für dessen Organisation zuständig. Diesen wollte er gegen den Tod der Königin versichern lassen, da es Tradition war, Trauer zu halten und alle Festivitäten abzusagen, wenn eine Königin stirbt. Ein Präzedenzfall, der nicht nur die Versicherung zunächst sprachlos machte. Dies war auch die Zeit, in der er sein erstes Theaterstück »Latin! or Tobacco and Boys«, das er zuerst unter einem Pseudonym herausbrachte. Sein Outing seiner Familie gegenüber war ebenfalls kein geplantes Coming-out und wurde vielmehr durch einen Brief ausgelöst, den er an seine jüngere Schwester geschrieben hatte, den aber dann sein Vater las. Nach dem Universitätsabschluss tourte er durch Australien, bevor er begann, fürs Fernsehen zu arbeiten. Bei seinen ersten Aufnahmen war er irritiert, dass keiner bei den Pointen lachte. Er ging zum Regisseur und fragte, ob alles in Ordnung sei, weil keiner lachte. Dieser erklärte ihm dann schmunzelnd, dass die Leute sich auf ihre Arbeit konzentrieren müssten und nicht auf die Inhalte. Stephen Fry schweift in seinen Erzählungen immer ein bisschen ab und fügt so persönliche Eindrücke und Erlebnisse aus der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart zu seinen Erlebnissen vor Jahren oder Jahrzehnten hinzu. Dabei erzählt er viel über seine Arbeit und die Personen, die ihm dabei begegnet sind. In der deutschen Ausgabe befindet sich hilfreicherweise im Anhang eine kleine biografische Erläuterung über die wichtigsten und bekanntesten Personen, die im Buch namentlich vorkommen. Die englische Ausgabe ist hingegen bloß mit einem Register versehen. Ich bin völlig beeindruckt von Stephen Frys Schreibweise, von seiner Üppigkeit an Ausdrücken. Er findet völlig unerwartete Bezeichnungen und Wendungen für seine Schilderungen und hebt so auch selbst alltägliche oder vermeintlich nebensächliche Ereignisse in den Rang des Bedeutungsvollen, des Besonderen und Erzählenswerten. Nicht dass Stephen Fry bloß Banales erlebt hätte. Ich war überrascht von der Zahl all der mittlerweile bekannten Persönlichkeiten, die ihm begegnet sind, bevor sie berühmt wurden. Und es ist Stephen Frys vereinnahmender Stil, der die Schilderung dieser Begegnungen zu viel mehr als einem Name-dropping macht. Irritierend finde ich, dass es mir schwer fällt zu beschreiben, warum genau diese Geschichte mich bewegt, doch sie tut es. Sie ist ruhig und selbst die Passagen, von denen ich eine dramatische Darstellung erwartet hätte, werden mit Leichtigkeit und pointenreicher Ironie beschrieben. Einfach eine raffinierte Unterhaltung, ob meine 20er auch einmal so witzig erzählt werden? (Michael empfiehlt, Winter 2011)
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