Von Veit Georg Schmidt
Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, was eigentlich ein schwules oder lesbisches Buch sei. Vermeintlich eine einfache Frage, die eine komplizierte Antwort erwarten lässt, denn „lesbisch“ oder „schwul“ bezieht sich ja zunächst einmal auf Menschen und kann nur in einer abgeleiteten Bedeutung auf Bücher bezogen sinnvoll sein. Tatsächlich ist es aber genau umgekehrt: Die Antwort ist einfach, die Frage hingegen versteckt oft ein ganzes Bündel an Verunsicherungen, die von blanker Ignoranz über betretene Peinlichkeit bis hin zur Abwehr lesbischer und schwuler Ansprüche reichen.
Zunächst also zur Antwort, die insbesondere aus der Sicht einer gut sortierten lesbisch-schwulen Buchhandlung so einfach ist: Lesbisch oder schwul ist ein Buch immer dann, wenn es in einer lesbisch-schwulen Buchhandlung steht. Diese Formel fasst verschiedene Aspekte der Wahrnehmung von Büchern und des Umgangs mit ihnen zusammen und stellt vor allem die Zusammenstellung und die Präsentation in den Vordergrund, nicht aber ein objektives, ein dem Buch wie eine Essenz anhaftendes Merkmal. Weiterlesen