Stephan Elliott: The Adventures of Priscilla, Queen of the Desert

Mein Lieblingsbuch? Keine Ahnung. Viele, und zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene. Leider nicht immer das, das ich gerade lese…
Ich frage meinen Mann. Der wirft einen hilflosen Blick in das übervolle Bücherregal. »Ich darf auch meinen schwulen Lieblingsfilm vorstellen.« Ohne nachzudenken meint er, »Priscilla«. Und er hat recht.

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film gesehen habe, und den Soundtrack habe ich ständig sowohl im Ohr als auch in diversen Abspielgeräten. »The Adventures of Prisicilla, Queen of the Desert« ist ein wunderbar bunter Film, aber nicht nur Feel-Good, nicht Kitsch pur. Ein schwules Road Movie.
Unsere Titelheldin ist ein umfunktionierter Schulbus, mit dem Anthony ‚Tick‘ Belrose, besser bekannt als Mitzi del Bra, Adam Whitely, auf der Bühne Felicia Jollygoodfellow, und Bernadette Bassenger Australien durchqueren. Sie brauchen aus unterschiedlichen Gründen eine Auszeit, flüchten aus der Stadt und nehmen ein Engagement quasi im vorletzten Winkel des Kontinents an. Kostensparend fahren sie mit dem Bus.

Was, besonders die Persönlichkeiten des Gespanns in Rechnung nehmend, nicht ganz ohne Zwischenfälle vor sich geht.
Der Film ist voller Musik, natürlich, denn die Drei machen Drag Shows. Hervorragend choreografiert, phantastische Kostüme, was will mein campes Herz mehr? Aber auch so ist der Soundtrack eine sehr schöne Mischung für Abende mit ein paar Flaschen Wein und viel Gesprächsstoff, kommt mit erstaunlich wenig ABBA aus und jedes einzelne der Lieder lässt mich mittlerweile nostalgisch werden.

Eine australische Freundin von mir nennt den dortigen Humor »quirky«, und wer den Film sieht, weiß was gemeint ist. Hier stolpern nicht einfach drei Tunten in Drag durch die Wüste und liefern Slapstick. Scharfe Zungen kommentieren das Umfeld, einander und sich selbst, und bei aller Tragik, die die Handlung begleitet, behält ein gewisser Optimismus die Oberhand. Und ja, ich bin jung genug, daß mir dieser Film in meinem Coming Out geholfen hat.

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Philipp Wagner

Engagierte sich beim Regenbogenball und der Regenbogenparade, war für das Vermittlungskonzept der Ausstellung »Geheimsache Leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts« mitverantwortlich und konzipierte die Regenbogenführungen durch das Hauptgebäude der Universität Wien. Er arbeitet im Theater an der Wien.