Lynn Flewelling: The Nightrunner Series (dt. Schattengilde-Reihe)
(Bisher erschienen: Luck in the Shadows, Stalking Darkness, Traitor’s Moon, Shadows Return, The White Road, Casket of Souls)
Angesiedelt sind die Bücher in einer mittelalterlich/frühneuzeitlich anmutenden Fantasy-Welt, in der sich die Länder Skala und Mycena im Krieg mit Plenimar befindet. Die (schwulen – oder eher: bisexuellen) Hauptpersonen des Buches sind Seregil und Alec. Sie arbeiten als Spione im Dienste der Königin von Skala und müssen sich durch die großen Staatsintrigen genauso kämpfen wie durch die kleineren Intrigen innerhalb des skalanischen Adels. Und nebenbei hat natürlich jeder noch seine eigenen Probleme und Sorgen, mit denen er zurecht kommen muss. Das sind neben den Liebesgeschichten, die es in diesem Buch natürlich auch gibt, vor allem die Versuche der beiden, mit ihrer eigenen Vergangenheit zurecht zu kommen.
Lynn Flewelling schafft es, eine von vorne bis hinten packende, klassische Mantel-und-Degen-Abenteuer-Fantasy-Reihe zu schreiben, die von den Irrungen und Wirrungen, dem herzerfrischenden Humor und vor allem von den liebenswert gezeichneten Charakteren lebt.
Tatsächlich sind die Charakterzeichnungen Flewellings größte Stärke, wie ich finde. Auch die zahlreichen Nebenfiguren sind voller Herzblut und man fühlt mit jeder einzelnen Person der Bücher mit. Alec und Seregil sind für mich das schönste Pärchen, das mir jemals in der Literatur unterkam.
LGBTQ- und Gender-Aspekte
Wie schon angedeutet, sind die Hauptfiguren schwul bzw. bisexuell. »Beziehungsweise« deshalb, weil die sexuelle Orientierung eigentlich nie genauer definiert wird. In der gezeichneten Gesellschaft ist es schlicht normal, dass es Menschen gibt, die sich zu Personen des selben Geschlechtes hingezogen fühlen. Es wird selten klar gemacht, ob sich jemand nur für ein oder für beide Geschlechter interessiert – diese Differenzierung spielt keine große Rolle. Es ist einfach vollkommen normal, dass es – auch unter den Nebenfiguren – immer wieder gleichgeschlechtliche Liebschaften gibt.
Spannend ist auch, welche Rolle den Frauen in den Büchern zugedacht wird. Der »Bösewicht« Plenimar ist das einzige Land, in dem Frauen einen niedrigeren Status haben und nicht als Soldaten zugelassen werden. In Skala dagegen gibt es eine Erbmonarchie in der die jeweils erstgeborene Tochter erbberechtigt ist. Im skalanischen Militär ist es selbstverständlich, dass Frauen hohe Ränge bekleiden und die Frauen der Bücher mögen sich nach Charakter, Temperament und Tätigkeit (es gibt Gelehrte und Kriegerinnen genauso wie Hausfrauen und Mütter) noch so sehr unterscheiden – keine ist den Männern auf irgendeine Art untergeordnet.
Band 1-3 wurden auch ins Deutsche übersetzt (»Das Licht in den Schatten«, »Der Gott der Dunkelheit«, »Unter dem Verrätermond«), sind aber nur noch antiquarisch erhältlich. Auf Englisch sind allerdings alle Bücher noch lieferbar.
Obwohl bei einer Reihe selten alle Bände gleich gut sind und gerade Band 4 doch einige Schwächen hat, kann ich die Nightrunner-Bücher jedem uneingeschränkt empfehlen, der sich für einige Zeit gut unterhalten wissen will. Die Charaktere wird man sofort ins Herz schließen und letztendlich darüber trauern, dass das letzte Buch ausgelesen ist. So einen schlimmen Buch-Hangover hatte ich noch nie!
Und ein ganz ernst gemeinter Hinweis: Don’t judge a book by its cover!
Die Bände aus der »Nightrunners«-Serie von Lynn Flewelling im Löwenherz Online-Shop
Ilis Empfehlung im Web
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