Jürgen Lagger: »Kreuzblütler« - Lesung


»Er befand sich tief unter der Erde.
Im Inneren eines Sarges.
Doch schien ihm diese Erkenntnis
ohne jegliche Bedeutung zu sein.«

Ein Pater wird in ein völlig entlegenes Dorf versetzt und ist dort von Beginn an in merkwürdige Geschehnisse verwickelt: Dorfbewohner, die nächtens den Friedhof schänden; zahlreiche Todesfälle, deren genaue Umstände im Dunklen bleiben; eine Frauengestalt, die über den Friedhof tanzt und anschließend spurlos verschwindet; in der Kirche der Eingang zu einem Labyrinth, das sich unterhalb des Dorfes weitläufig verzweigt; Tote, die, schon begraben gewesen wiederkehren.
Vor allem eine ihn allseits umgebende Gier nach Blut reißt den Pater immer tiefer in den Sog geheimnisvoller, schließlich gefährlicher Geschehnisse ...

Weltbilder werden brüchig.

Der Erklärungswahn fordert seine Anwendung und jeder sieht sich mit seinem Teil von Erkenntnis im Zentrum der Wahrheit. Doch die Geheimnisse werden davon nicht berührt: Wenn nie das hinter den Dingen steckt, was ihre Erscheinung verspricht, wenn die gesetzten Handlungen nicht mehr die gewohnten Folgen haben, das Ergebnis immer ein anderes ist, entstehen neue Zusammenhänge. Alles ist in dauernder Bewegung und bleibt unbestimmt. Das Vergängliche entpuppt sich in diesem ständigen Kreislauf als einzige Größe von Bestand.

Jürgen Lagger, geb. 1967 in Villach, lebt in Wien; Baukünstler und Autor; Veröffentlichungen im Aarachne Verlag Wien und in Literaturzeitschriften (Lichtungen, Kolik); Publikumspreis und Förderungspreis der Universität Bamberg beim Literaturwettbewerb Fragmente 2000; Wiener Autorenstipendium 2002; Aufenthaltsstipendium Rom 2002.

Lesung
Jürgen Lagger liest aus seinem Roman »Kreuzblütler« am Donnerstag, den 28. November 2002, 20 Uhr, im Galerieraum des Café Berg, Berggasse 8, 1090 Wien, Eintritt frei

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