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Dorit David: Gefühl ohne Namen

Dorit David: Gefühl ohne Namen

D 2012, 250 S., Broschur, € 15.40
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Inhalt
Laetitia ist Gebärdensprachdolmetscherin. Ihren 15jährigen Sohn Eric erzieht sie allein. Als sie bei einem Kongress ihre lebenslustige Kollegin Mabel kennen lernt, verliebt sie sich sofort in sie. Nach anfänglichem Zögern entwickelt sich eine intensive Beziehung zwischen den beiden Frauen. Doch Laetitia ist schwer zu bekommen, denn alle in ihrer Familie, Laetitia eingeschlossen, scheinen ständig auf der Flucht zu sein und sich ihrer Umgebung zu entziehen. So wird es für Mabel schwer, zu Laetitia durchzudringen, zunehmend entnervt scheint die Liebe der beiden Frauen aufs höchste gefährdet. Laetitia steht freilich auch unter besonderem Druck. Sowohl zu ihrer Mutter als auch zu ihrem Sohn hat sie ein eher distanziertes Verhältnis. Als ihre Mutter einen Schlaganfall erleidet und im Koma liegt, Eric am gleichen Tag verschwindet und vermutlich nur ihre Mutter weiß, was vorgefallen ist und wohin Eric verschwunden sein könnte, wird Laetitia klar, dass es die Geheimnisse aus der Kindheit ihrer Mutter sind, die als immer wieder als merkwürdige Unklarheiten und abgebrochene Botschaften zunächst ihr Verhältnis zu ihrer Mutter zerstörten. Laetitia muss auch erkennen, dass auch sie sich ganz ähnlich wie ihre Mutter gegenüber ihrem Sohn Eric verhält und so eine fatale Kette familiärer Verhaltensmuster entstanden ist. - »Gefühl ohne Namen« ist vor allem ein sehr ruhig und intensiv erzählter Familienroman, und diese Ruhe kontrastiert im Verlauf der Geschichte der zunehmend spannenden Handlung und der inneren Unruhe und Zerrissenheit vor allem Laetitias. Besonders beeindruckend ist freilich, wie Dorit David die familiäre Weitergabe von Verhaltensmustern, Geheimnissen und stillen Botschaften als eine Geschichte klar beschreibt, dabei aber nie auf eine übergeordnete und analysierende Ebene wechseln muss, um zu erklären, was sie meint. Verdrängen von Erlebtem als Preis für einen eisernen Willen, die Zukunft zu meistern und sich nicht unterkriegen zu lassen, ist das Motiv dieser Muster; Dorit David ist aber weniger an den Ursprüngen interessiert wie an den Folgen. So ist der Roman auch kein Menetekel, was alles Schreckliches geschehen kann, wenn Emotionen unterdrückt werden, Erlebtes verdrängt wird. Vielmehr geht es hier um die Folgen, im Besonderen die Folgen für andere, und genau das macht das Buch so faszinierend. Dabei setzt sich die Autorin eine steile Vorlage: Bis in die Träume hinein haben Mutter, Tochter und Enkel ähnliche Beklemmungen. Diese inhaltlichen Parallelen scheinen zunächst nur esoterisch erklärlich zu sein, doch der Roman überzeugt durch genau den entgegengesetzten Ansatz. Sachlich, nachvollziehbar und plausibel schildert die Autorin, wie sich Muster wiederholen und dabei ähnliche Inhalte in Vorstellungen, Träumen und Fantasien hervorrufen. So gelesen ist »Gefühl ohne Namen« eine moderne Antwort auf die vormodern-religiöse Konzeption des Fluchs, der auf einer Person oder Familie liegt. Das Scheitern der Sprache steht dabei immer wieder im Vordergrund und wird im Roman durch die oft größeren Möglichkeiten der Gebärdensprache verdeutlicht - noch ein schöner Kontrast des Buches, denn um eine schöne Sprache ist die Autorin in Wahrheit nie verlegen. Ein Buch zum Eintauchen und lange darüber Nachdenken. (Veit empfiehlt, Winter Katalog 2012)
Dieser Querverlag-Titel ist auch erhältlich als:
E-Book (epub), € 9.99
Taschenbuch, € 15.32
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