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Luka Maric: Auf meiner Couch

Luka Maric: Auf meiner Couch

Dt. v. Anita Gasteiner. Ö 2012, 196 S., Broschur,  12.95
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Inhalt
Luka hat seinen ersten Kredit abbezahlt: Eine Couch hat er sich gekauft, nicht, wie seine Mutter es viel lieber gesehen hätte, gleich eine Eigentumswohnung. Denn Eigentum, wenn schon kein Stückchen Land, dann doch immerhin eine Wohnung, das ist etwas, was in Kroatien zählt. Eine Couch anstelle eines Eigenheims ist das Leitmotiv des Romans: Für Luka ist das eigene Innere wichtiger als der äußere Besitz. Ein Mann sitzt auf dieser Couch und Luka erzählt ihm von seinen Liebhabern, seinen Sehnsüchten und Begierden, seinen Hoffnungen fürs Leben, seinen Sex-Abenteuern. Immer wieder werden der Mann und auch Luka geil – aber es bleibt in dieser Nacht beim Erzählen. Sein nächstes Sex-Date hat Luka am nächsten Vormittag mit einem anderen Kerl vereinbart. Offenbar ist der Mann auf der Couch auch einer von Lukas zahlreichen Liebhabern, zugleich ist er verheirateter Familienvater. Und so wird dies eine Nacht der Widersprüche in Lukas Leben im heutigen Kroatien. Immer wieder erzählt Luka von Zoran, die Liebe zu ihm hat er immer noch nicht überwunden. Aber die beiden konnten nur auf einer Insel glücklich sein. Auf dem kroatischen Festland war ihnen das nicht möglich, nicht nur die widrigen äußeren Verhältnisse waren schuld am Ende ihrer Beziehung, auch Luka und Zoran selbst vermochten es nicht, ein Alltagsleben aufzubauen. Mit Dino war der Sex besonders gut, aber der Machotyp war vollkommen beziehungsunfähig. Zwischen diese Männergeschichten schieben sich immer wieder kleine Geschichten über seine Mutter und seine beste Freundin. Manchmal kippen die Erzählungen in Träume, der Mann auf der Couch ist verschwunden und Luka ist ganz für sich. Allem gemeinsam ist Lukas Drang sich zu erklären, verstanden zu werden und dabei nicht in eine Schablone gepresst zu werden. Und so erscheint es fast, als ob Luka selber auf einer Couch wäre, der Leser ihm zuhört. Doch durch die zweifache Brechung der psychoanalytischen Situation – ein Unbekannter sitzt auf der Couch, wir kennen seine Worte nur durch die Antworten und Reaktionen Lukas – erreicht Autor Luka Maric eine ganz eigenartige Identifikation mit Luka, dem Helden des Romans. Ein No-Go für den Analysten, aber ein umso fesselnderer literarischer Kunstgriff. In vieler Hinsicht hat mich »Auf meiner Couch« an »City of Night« (deutscher Titel: »Nacht in der Stadt«) von John Rechy erinnert. In beiden Romanen lebt ein ungezügelter junger schwuler Mann sein Leben ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Erwartungen. Dabei ist die gesellschaftliche Situation einerseits noch in überkommenen Mustern gefangen, gleichzeitig aber klar, dass diese Muster vielleicht noch eine Weile halten werden, aber auf Dauer keinen Bestand haben können und schon jetzt nicht mehr ernst zu nehmen sind. Wie bei »City of Night« entsteht auch in »Auf meiner Couch« eine Stimmung revolutionären Umbruchs, die Verweigerung des Rollenverhaltens, das promiske Sex-Leben, die Sehnsucht nach der schwulen Idylle stehen für einen neuen, eigenen Lebensentwurf in Freiheit und Selbstbestimmtheit. Schwulsein ist halt ein großes Geschenk. (Veit empfiehlt, Frühlings Katalog 2012)
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