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Jan Stressenreuter: Mit seinen Augen

Jan Stressenreuter: Mit seinen Augen

D 2008, 333 S., Broschur, € 17.40
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Querverlag
Inhalt
Felix ist unzufrieden mit seinem Leben. Mit seinem Freund hat er sich in einem kleinbürgerlichen Glück eingerichtet. Eigenheim, Hund, in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz als schwules Paar akzeptiert, ein Seitensprung hin und wieder für beide in Ordnung - kurz: irgendwie fade und schal. Dabei ist sein Freund alles, was Felix an Familie hat. Sein Vater verunglückte tödlich, als Felix ein Jahr alt war, seine Mutter warf ihn kurzerhand aus dem Haus, als sie von ihm, mittlerweile 18jährig, erfuhr, dass er schwul ist - zu einem Kontakt kam es nie wieder. Jetzt liegt seine Mutter im Sterben, und Felix macht sich zu einem letzten Besuch auf. Doch als er ans Bett seiner Mutter tritt, hält sie ihn für seinen Vater, schleudert ihm noch eine letzte Verwünschung entgegen - und stirbt. Bedrückt kramt Felix in den Hinterlassenschaften seiner Mutter und findet zu seiner Überraschung eine Kiste mit Tagebüchern, Fotos und Briefen seines Vaters. Fasziniert stöbert er die alten Sachen durch, um zu seinem noch größeren Erstaunen den Dokumenten zu entnehmen, dass sein Vater nicht nur schwul war, sondern auch in einer schwulen Beziehung lebte. Felix entfaltet auf einmal Aktivitäten wie seit Jahren nicht mehr - und schafft es, Anton, den Freund seines Vaters zu finden, und Anton erzählt ihm die Geschichte ihrer Liebe in den 50er Jahren. Wie sie sich im repressiven Nachkriegsdeutschland kennen lernten, wie sie ineinander die Liebe ihres Lebens erkannten. Doch Felix' Vater hält dem gesellschaftlichen Druck nicht stand, versucht immer wieder, von Anton loszukommen, flüchtet sich schließlich in die frustrierende Ehe mit Felix' Mutter und lässt sich von dieser sogar zu einer schrecklichen Tat anstiften. Aber Frieden oder gar Glück kann er so nicht finden. - Jan Stressenreuter erzählt diese Geschichte zwischen Gegenwart und fast vergessener (dafür blendend recherchierter) Zeitgeschichte wie schon in seinen letzten Romanen flott, mit viel Humor - und vor allem packend. Fern rührseliger Retro-Duselei zeichnet er ein differenziertes Bild einer Zeit, die niemand wieder herbei wünscht, in der aber auch Schwule Liebe suchten und fanden. Und auch Felix' Vater entwickelt sich im Verlauf der Erzählung: Anton warnt Felix von Anfang an - sein Vater war zwar seine große Liebe, hatte aber auch seine dunklen Seiten. So fiebert man als Leser mit Felix mit und will immer mehr erfahren, und tatsächlich entpuppt sich der anfänglich gänzlich sympathische Held immer wieder als feige und gemein, dann wieder liebevoll und leidenschaftlich, und es entsteht so das Bild eines facettenreichen liebenswerten wie abstoßenden Mannes, von dem jedoch eine immer stärker werdende Faszination ausgeht, gerade weil er so zwiespältig ist. Und so ist das Ende der Geschichte sowohl mit Erleichterung als auch mit Wehmut verbunden, Erleichterung, etwas mehr zu wissen, und Wehmut, dass die Geschichte zu Ende ist. Eigentlich das beste, was man über ein Buch beim Zuklappen sagen kann. (Veit empfiehlt, Sommer Katalog 2008)
Derzeit nicht lieferbar - Neuauflage in Planung.
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Dieser Querverlag-Titel ist auch erhältlich als:
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