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Stephan Elliott (R): Priscilla - Königin der Wüste

Stephan Elliott (R): Priscilla - Königin der Wüste

AUS 1994, engl. OF mit engl. UT, dt. SF mit dt. UT, 99 min., € 17.99
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Inhalt
Zu meiner Überraschung stelle ich im Laden immer wieder fest, dass es Kunden gibt, die diesen schwulen Klassiker und Meilenstein der schwulen Filmgeschichte nicht kennen. Nun - nachdem lange ersehnt endlich auch eine deutsche Version dieses schrägen schwulen Renners aus dem Jahr 1994 auf den DVD-Markt gekommen ist - möchte ich die Gelegenheit ergreifen, all denjenigen, die »Priscilla« noch nicht kennen, dieses filmische Kleinod aus Australien wärmstens ans Herz zu legen. Drei Drag Queens in Sydney (eine jung, eine im mittleren Alter und eine im fortgeschrittenen Alter) sind die besten »Freundinnen«. Den ganzen Tag wird mit »bitchy remarks« herumgezickt, kein gutes Haar am anderen gelassen und die neueste Drag Show in der schwulen Szene vorbereitet. Dann stirbt der in die Jahre geratenen, transsexuellen Drag Queen Bernadette, die eigentlich Ralph heißt (gespielt von einem überragenden Terence Stamp), der Liebhaber weg. Und da trifft es sich gut, dass Mitzi (eigentlich Tick - gespielt von Hugo Weaving) ein Engagement für die Truppe im tiefsten australischen Outback aufgetan hat. Als auch noch Felicia (eigentlich Adam - gespielt von Guy Pearce) ihren schwedischen Bettgespielen Lars, Lars & Lars einen etwas heruntergekommenen Schulbus abkaufen konnte, den sie kurzerhand in »Priscilla - Queen of the Desert« umbenannt hat, steht einer abenteuerlichen, schrillen Tour ins hinterwäldlerischste Australien nichts mehr im Weg. Diese Reise hat es in sich: wie Aliens landen sie mit »Priscilla« in einer ländlichen Kleinstadt und mischen beim Shopping auf Plateauschuhen und in Outfits, die den Mädels bei UFO zur Ehre gereicht hätten, die örtliche Bevölkerung einmal kräftig auf. Die drei trotzen der homophoben Ablehnung der Landpomeranzen mit einem Wettsaufen Drag Queen kontra Kampfhetera (rate, wer gewinnt!). Ein Motorschaden lässt die drei auf halber Strecke mitten in der Einöde stranden. Aber kein Ort der Welt wäre öd genug, um die Mädels vom Proben für die große Show abzuhalten (samt Reptilien- und Insektenpublikum). Durch die Hilfe von Aborigines und einem unglücklich ins Outback verschlagenen Schwulen (ein glücklicherweise gleichzeitig mechanisch geschickter Mann, der sich auch noch für Bernadette zu interessieren beginnt) kommt das Transengespann wieder auf die Räder und gelangt endlich nach Alice Springs, wo ihr großer Auftritt ansteht. Doch zuvor kommen noch die Folgen von Mitzis heterosexuellen Aktivitäten zum Vorschein: »ihre« Frau, die den Club leitet, in dem Bernadette, Mitzi und Felicia auftreten sollen, und »ihr« Sohn, der erst einmal glauben soll, dass sein Vater ein schlichter Entertainer ist, obwohl der längst weiß, was sein Vater »so« tut. Bei der Show entdeckt Mitzi »ihren« Sohn im Publikum. Und nach der ersten Ohnmacht steht Mitzi die große Identitätskrise als Vater ins Haus. Soll sie sich selbst verleugnen und vorgeben, ein harter Kerl zu sein? Mitzi merkt schnell, dass das nie gutgehen würde und dass ihr Sohn das gar nicht von ihr erwartet. Dann allerdings geht es erst einmal ihrem großem Traum entgegen: »Three cocks in frock on a rock« (etwa: »Drei Schwänze im Fummel auf einem Bergfelsen« - reimt sich auf Deutsch leider nicht so schön). Am Schluss kehren Felicia und Mitzi (als ABBA) im Triumphzug nach Sydney zurück. »Priscilla« wurde zu einem der größten schwulen Filmerfolge aller Zeiten. Und das, obwohl die drei Hauptdarsteller alle Heteros sind. Angeblich würden Schwule niemals so früh aufstehen, erklärte Regisseur Stephan Elliott einmal. Einige Aufnahmen waren vormittags angesetzt worden. Nur Heten wären so früh aus dem Bett zu kriegen. Und wer geglaubt hatte, dass Heteromänner kein Begabung für Glamour besäßen - sie wurden durch Terence Stamp, Hugo Weaving und Guy Pearce eines Besseren belehrt. Es gibt also noch Hoffnung, Burschen! Einer der Hauptgründe für den Erfolg des Films liegt in seiner positiven Message: Schwule - und selbst dann wenn sie Transen sind - können sich in einer von Heteros dominierten, feindlichen Welt durchsetzen, wenn sie zusammenhalten, an sich und ihre Träume glauben und ihr Ding durchziehen (etwas Glück hilft sicherlich auch). Der Film strotzt nur so von irre witzigen Szenen - ohne allerdings seicht zu werden. Die Charaktere sind nur mäßig überzeichnet und glaubhaft. Sie könnten so oder ähnlich in jeder schwulen Metropole der Welt vorkommen. Sie haben alle ihre Fehler und guten Seiten. Fast wie im echten Leben. Und unbedingt noch zu erwähnen wäre der Soundtrack zum Film, der sich heute (11 Jahre nach dem Filmstart!) fast noch immer so gut wie am Anfang verkauft: Village People mit »Go West!«, Alicia Bridges mit »I Love the Night Life«, Gloria Gaynor mit »I Will Survive«, CeCe Peniston mit dem schier genialen »Finally« (mein absoluter Favorit im Film), ABBA mit »Mamma mia« und schließlich Vanessa Williams mit »Save the Best for Last« - diese Mischung sitzt noch heute wie angegossen und reflektiert sehr viel von der Stimmung, die »Priscilla« als Gesamtkunstwerk ausmacht. Normalerweise liegen mir die Werbeschmähs auf den DVD-Hüllen ja nicht so sehr, aber in diesem Fall kann ich der Bemerkung »einer der ausgefallensten Filme ever!« nur rundweg zustimmen. Das ist wahrhaft noch untertrieben. (Jürgen empfiehlt, Herbst Katalog 2005)
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