Löwenherz - die Buchhandlung in Wien. Fachbuchhandlung mit schwulem und lesbischem Sortiment.
 
 
Marc Lippuner (Hg.): »Eldorado« Berlin

Marc Lippuner (Hg.): »Eldorado« Berlin

Exkursionen zum anderen Ufer. D 2024, 224 S., Broschur, € 25.70
Kostenloser Versand innerhalb Europas.
Titel als E-Book-erhältlich?
Siebenhaar
Inhalt
Marc Lippuner, heute Co-Verleger beim Berliner Querverlag, hat Literaturwissenschaften und Geschichte studiert. Er gibt den alljährlichen Berliner Geschichte-Kalender heraus. In seinem neuesten Buchprojekt über das »Eldorado« Berlin befasst er sich in einem breiten Spektrum mit der kulturellen Geschichte des homosexuellen Berlins. Seine Sammlung bewegt sich auf ergiebigem Terrain, denn viele Aspekte queeren Lebens heute haben exemplarisch und zum ersten Mal offen in Berlin stattgefunden. Von 1871 bis 1994 behinderte der berüchtigte Paragraf 175 schwules Leben, indem er »gleichgeschlechtliche Unzucht unter Männern« unter Strafe stellte. Doch gerade in Berlin gab es immer wieder Zeitfenster, in denen viel möglich war, was eigentlich unter Strafandrohung stand. Es bildeten sich Subkulturen heraus, die anderswo von der Polizei zerschlagen worden wären. Auch die erste schwule Emanzipationsbewegung steht in einem eindeutigen Zusammenhang mit dem Refugium Berlins.
Die Anthologie »Eldorado Berlin« versammelt relevante Texte, die einen Einblick in die immense Bedeutung Berlins als Kulminationspunkt queerer Tendenzen vom 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gewähren - Schlüsseltexte, wenn man so will. Lippuners Auswahl bringt es auf den Punkt: Magnus Hirschfeld mit »Berlins Drittes Geschlecht« darf dabei ebenso wenig fehlen wie John Henry Mackays »Puppenjunge«, Lili Elbes »Ein Mensch wechselt das Geschlecht« ebenso wenig wie Charlotte von Mahlsdorfs »Ich bin meine eigene Frau«, Gad Becks »Und Gad ging zu David« ebenso wenig wie Napoleon Seyfarths »Schweine müssen nackt sein«. Für all diejenigen, die sich einen Überblick verschaffen wollen, besteht hier Gelegenheit mittels Textausschnitten prägnante Autoren und Autorinnen, die eine Rolle im Panoptikum Berlins gespielt haben, kennenzulernen. Dazu gehören auch Rosa von Praunheim mit »Bumsen unterm Safer-Sex-Plakat«, Rinaldo Hopf, der ein Interview mit Matthias Freihof über den Film führt, »mit dem eine ganze Nation ihr Coming Out hatte«, Ronald Schernikau mit »Fickt weiter!«, Detlev Meyer mit einem Ausschnitt aus »David steigt aufs Riesenrad«, der 2023 verstorbene, ehemalige Verleger des rosa Winkel Verlags, Egmont Fassbinder mit »Natürlich wird es toll ... es wird sooo toll!«, der ehemalige Buchhändler bei Prinz Eisenherz, Peter Hedenström mit dem Editorial zur Siegessäule Nummer 1, Mario Wirz mit »Geil in Neukölln«, Romy Haag mit »Chez Romy Haag«, Klaus Mann mit »Der fromme Tanz«. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den zusammengetragenen Texten.
Alle zusammengenommen repräsentieren Stationen auf der Entwicklung vom kaiserlichen Totalverbot über die letztendlich an der Machtübernahme der Nazis gescheiterten Liberalisierungsbemühungen während der Weimarer Zeit und die Nachkriegszeit mit der besonderen Insellage Westberlins bis hin zur Wiedervereinigung mit der Abschaffung des §175. Ergänzt werden die Texte durch Bilddokumente und erläuternde Kommentare von Marc Lippuner. Und so entsteht für den Leser, bzw. die Leserin das Panorama eines faszinierenden Berlins, das für queere Personen immer wieder lebensweltliche Möglichkeiten bereithielt, die von heimlichen Verstecken und Sehnsuchtsorten über ausgeprägte Subkulturen bis hin offenen Orten der Emanzipation reichte.

Jürgen empfiehlt (Winter 2024/25)
Sortiment
Warenkorb   |   Mein Konto  |   Derzeit nicht angemeldet
Zum Seitenanfang