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Sara Lövestam: Wie ein Himmel voller Seehunde

Sara Lövestam: Wie ein Himmel voller Seehunde

Dt. v. Stephanie E. Baur. D 2017, 240 S., Broschur, € 13.40
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Rowohlt
Inhalt
Sara Lövestam ist eine Autorin, auf die ich schon länger ein Auge geworfen habe; auch die ersten beiden Romane dieser jungen schwedischen Schriftstellerin habe ich als Lieblingsbücher hier bereits vorgestellt. Ihre poetische, präzise Sprache, frei von jeglichem Kitsch und Schwulst, berührt die Leserinnen und Leser ganz gleich welchen Alters. Loppan, genannt Lollo, ist genervt, weil sie mit ihren reichen Eltern und ihrem Bruder und dessen Freund einen Teil ihrer Ferien im Sommerhaus auf einer kleinen Insel verbringen muss. Ihre hippen Freunde dürfen bereits alleine verreisen. Doch da ist Anna, die auf der Insel ganz in der Nähe mit ihrem arbeitslosen und alkoholkranken Vater wohnt, allerdings mehr in einer verfallenen Bude als in einem Häuschen, das die beiden gleichwohl ihr »Paradies« nennen. Anna ist die meiste Zeit mit Reparaturarbeiten, Fischfang und Selbstversorgung beschäftigt, da ihr Vater größtenteils deprimiert in den Tag hinein lebt. Lollo, eher introvertiert und verwöhnt, entdeckt Anna nebenan am Bootssteg, wie sie das Ruderboot klarmacht, um mit dem Fischernetz rauszufahren. Die pragmatische Anna, die weniger Wert auf Klamotten legt, dafür das einfache Leben und die damit verbundene Arbeit auf der Insel liebt, hat Lollo aus den Augenwinkeln auch schon entdeckt. Die Annäherung der beiden geschieht zurückhaltend und ohne viele Worte, durch Neugier und Interesse an der jeweils so ganz Anderen. Als die beiden mit dem Boot aufs Meer fahren, erfährt Lollo fast nebenbei, dass Anna schon weiß, dass sie auf Mädchen steht. Lollo scheint nicht abgeschreckt zu sein, obwohl sie nur Geschichten mit Jungs kennt, doch die langweilen sie eher. Sie fühlt sich zu dieser bodenständigen und dennoch unkonventionellen Anna hingezogen und genießt deren Aufmerksamkeit und das sanfte ungeahnte Kribbeln in ihrem Körper. Für Lollo ein fast schon unkompliziertes Coming-Out und für beide ein erstes wundervolles Verliebtsein. Da der Roman jeweils aus der Perspektive der beiden Mädchen erzählt wird, erfährt die Leserin sehr genau die Lebensumstände, Gedanken und Gefühlswelt der beiden Protagonistinnen. Lollos Eltern auf der einen Seite, die unbedingt einen harmonischen luxuriösen Familienurlaub verbringen wollen, interessieren sich im Grunde überhaupt nicht für ihre Kinder. Und Annas Vater auf der anderen Seite, der mit dem Leben nicht zurecht kommt, aber seine Tochter unterstützt und vielleicht sogar bewundert. Ist Freundschaft und Liebe trotz dieser sozialen Unterschiede möglich? Lollo, die am liebsten Anna vor ihrer Familie verheimlichen möchte und Anna, deren Vater Lollos Familie für Bonzen hält und verachtet. Lollo fällt es schwer vor ihren Eltern zu Anna zu stehen, und es bedarf erstmal der Distanz, der Rückkehr nach Stockholm und Verarbeitung des Erlebten bis die beiden wieder zueinander finden. Wie stark noch immer Klassenunterschiede die Anforderungen und Möglichkeiten junger Mädchen und Frauen bestimmen, erzählt diese behutsame Liebesgeschichte, und das hat mich zutiefst berührt.
(Ilona Bubeck empfiehlt - Winter 2017/18)
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