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Volker Surmann: Extremely Cold Water

Volker Surmann: Extremely Cold Water

D 2014, 283 S., Broschur, € 17.37
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Voland und Quist
Inhalt
Ende letzten Jahres war Volker Surmann zu einer Lesung bei Löwenherz, um sein Buch »Mami, warum sind hier nur Männer?« zu präsentieren. Im Zuge der anschließenden Diskussion kamen wir drauf, dass der Autor sein früheres Buch »Extremely Cold Water« als sein wichtigstes Werk einstuft, es aber leider bislang wenig Beachtung gefunden hat. Ehrlich gestanden: auch bei uns nicht! Das gehört geändert - fand ich und habe es in ein paar Tagen verschlungen. Selten hat man ein Buch in der Hand, das in einem so temporeich wie intelligent, so unterhaltsam wie voller glaubwürdiger, gut getroffener Charaktere ist wie dieses. Man merkt dem Autor zudem den Comedian im Hauptberuf an. Die heterosexuelle Hauptfigur des Buches - Eugen Thomas - erleidet gleich zu Anfang auf der Fahrt zur Arbeit mitten in Berlin einen Nervenzusammenbruch - er lässt sein Auto einfach auf der Straße stehen, schließt es nicht mal ab und geht in den nahe gelegenen Reiseladen. Dort - denn er hat die Schnauze voll von seinem Job als Medienmensch bei einer stressigen Firma und will einfach nur weg - bucht er eine Reise nach Reno in den USA. Tags darauf geht es per Flieger los, ohne in der Firma oder seiner Freundin Bescheid zu geben. Er reagiert auf keinen Anruf. In Reno angekommen verpulvert er auch gleich im Casino sein ganzes Geld (eigentlich alles, was die Kreditkarte hergibt - und das ist mehr als er auf dem Konto hat). Nun spuckt der Bankomat keinen Cent mehr aus - und Eugen muss schleunigst aus dem Hotel raus, begibt sich per Anhalter weiter auf Reisen. Das Schicksal trägt ihn an den idyllischen, aber schweinekalten Lake Tahoe, der genau auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien liegt. Um sich abzukühlen, springt Eugen in den See, ohne zu ahnen, wie eiskalt das Wasser ist. Ein kleiner Junge, der 11-jährige Joshua, der gerade mehr oder weniger allein seine Sommerferien am See verbringt, beobachtet Eugen dabei und kriegt sich vor lauter Lachen kaum noch ein. Die beiden kommen ins Gespräch und befreunden sich. Joshuas Vater ist die meiste Zeit arbeiten, die Mutter gestorben und die Schwester davongelaufen. Nun kümmert sich eine Frau um den Jungen, kommt täglich vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und dem Jungen etwas zu essen zu machen. Die meiste Zeit aber ist Joshua allein im Haus oder am See. Da sich Eugen kein Hotel am schicken Lake Tahoe leisten kann und er unmöglich bei Joshua unterkommen kann, findet er Unterschlupf im benachbarten Haus eines schwulen Hollywood-Regisseurs, der zwar nie da ist, aber dessen Haus dennoch bestens in Schuss gehalten wird - er könnte ja doch mal wieder vorbeischauen. Auch die Vorratslager sind voll. Eugen quartiert sich dort zum Missvergnügen von Joshua ein und will die Tage bis zum Rückflug im Haus von Mister Blatt verbringen. Regelmäßig checkt Eugen bei Facebook, wie sich der Beziehungsstatus seiner Freundin von »In einer Beziehung« über »es ist kompliziert« hin zu »Single« verschiebt. Eines Tages macht Eugen die anfangs unfreundliche Bekanntschaft mit dem schwulen Callboy Phil, der ebenfalls in dem Haus des schwulen Hollywood-Regisseurs Unterschlupf finden wollte - in der Hoffnung, Mister Blatt - der Phil früher für Sex bezahlt hat und mit dem sich Phil etwas Beziehungsmäßiges vorgestellt hat - dort anzutreffen. Stattdessen holt ihn Joshua herunter, der das ewige Kommen und Gehen konkurrierender Callboys bei Mister Arthur C. Blatt beobachtet hat, ohne sich einen Reim darauf machen zu können. Phil - eine ungeheuer süße Figur in Surmanns Roman - ist am Boden zerstört und heult sich die Augen wund aus Liebeskummer. Doch mit der Zeit beruhigt er sich - und zwischen den drei Burschen - Eugen, Phil und Joshua - wächst so etwas wie eine merkwürdige Freundschaft. Eugen beginnt die Zeit, die ihm in den USA scheinbar noch bleibt, als eine wunderbare Auszeit zu genießen. Doch da erreicht Joshua per sms eine Hiobsbotschaft seiner Schwester, die vor Jahren von zuhause abgehauen ist: Es ist ein Hilferuf, denn ihr Freund soll sie angeblich schlagen. Von der Entschlossenheit des kleinen Bruders, die Schwester in Gefahr zu retten, mitgerissen - bricht das Trio mit Phils betagtem Toyota Celica namens »Madonna« gen Oregon auf, um den bösen Freund von Joshuas Schwester in die Schranken zu weisen und ihr brüderliche Hilfe zukommen zu lassen. Damit geht dieses Roadmovie in Buchform in die finale Phase über. Mehr sei hier aber nicht verraten. Volker Surmanns Buch eignet sich durchaus als sommerliche Reiselektüre - es hat Tempo, ist gescheit erzählt, voller überraschender Wendungen, liebevoller Charaktere und Wahrheiten in schrägen Situationen.
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