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Antje Rávic Strubel: Unter Schnee

Antje Rávic Strubel: Unter Schnee

D 2016, 160 S., Pb, € 10.27
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Fischer
Inhalt
Zwei Frauen, Evy und Vera, im Urlaub. Sie sind einen Tag lang gezwungen, ihr Programm zu unterbrechen, Ski-Fahren ist aufgrund von starkem Schneefall und Sturm nicht möglich. Während Evy mit Glühwein versucht, die stürmische Nacht zu genießen, ist Vera unruhig, glaubt nicht den Wetterwarnungen und will dem Pensionszimmer entfliehen. Die beiden führen seit einiger Zeit eine Fernbeziehung und sehen sich fast nur zu gemeinsamen Urlauben. Getrennt sehnen sie sich danach, zusammen zu sein, gemeinsam gehen sie sich auf die Nerven, halten sich fast nicht aus. Diese klassische Beziehungs-Konstellation, die im Urlaub regelmäßig ihre Krise findet, beschreibt Antje Ravic Strubel in Form eines Episodenromans, in dem das lesbische Paar immer wieder in eine vermeintliche Nebenrolle rückt. Zwar sind diese Episoden, in denen die Pensionswirtin, ein Postbeamter oder ein Rettungs-Sanitäter im Vordergrund stehen, kleine und wunderbare Geschichten, die es wert sind, ganz für sich gelesen zu werden. Doch in der Zusammenstellung eröffnen sie zusätzlich den Blick auf ein großes gesellschaftliches Themengeflecht: Verantwortung, Widerstand und Ungehorsam. Während es bei Evy und Vera um Beziehungskonflikte geht, müssen sich alle anderen zu Entscheidungen im öffentlichen Raum verhalten. Dass beides vollkommen unangestrengt aufeinander bezogen ist, das erreicht Antje Ravic Strubel durch ihre schlichte Sprache, die präzise und kurz formuliert und gerade keine zweite Bedeutungsebene aufmacht, sondern nur das beschreibt, was gerade passiert. Parallelen, Vergleiche und Analogien werden allein durch Leserin und Leser gezogen und sind ausschließlich durch die Komposition nahegelegt. Umso eindringlicher aber der Blick auf das lesbische Paar, was eine harmlose Marotte ist, könnte nämlich auch schnöde Ignoranz sein; was Suche nach Zärtlichkeit und Nähe ist, könnte die Scheu vor Verantwortung und Entscheidung sein. Umso eindringlicher muss man deshalb diesen Möglichkeiten nachhängen, weil man diese Gedanken beim Lesen ja gerade selbst produziert hat und eben nicht einer Analyse der Autorin folgt. Ein zwar kurzer aber überaus feiner Roman, dessen Episoden man gern ein zweites Mal liest und über den es sich rentiert, ein drittes Mal nachzudenken.
Veit empfiehlt (Frühling 2017)
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