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Matthew Griffin: Im Versteck

Matthew Griffin: Im Versteck

Dt. v. Joachim Bartholomae. D 2018, 280 S., Pb, € 16.50
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Männerschwarm
Inhalt
Wendell und Frank wurden kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein Paar. Noch in der Zeit, in der Homosexualität mit Gefängnis bedroht wurde, kauften sie ein abgelegenes Haus und begannen ein gemeinsames Leben - im Versteck. Sie brachen den Kontakt mit ihren Familien weitgehend ab, sie achteten darauf, nie zusammen gesehen zu werden, und falls dies doch einmal notwendig war, gaben sie sich als Brüder aus. Ein Kernsatz des Buches ist, dass sie keinerlei Spuren hinterlassen werden. Nichts dringt von diesem schwulen Leben nach außen, nichts wird man je finden. Der Roman selbst spielt in der Jetzt-Zeit, also nach über 60 Jahren gemeinsamen Lebens: Frank hat im Gemüsegarten einen leichten Schlaganfall. Zwar kann er das Krankenhaus bald verlassen, doch er wird immer hinfälliger und Frank muss ihn pflegen. In diese Geschichte schwuler Fürsorge flicht Autor Matthew Griffin Episoden der Beziehungsgeschichte der beiden Männer ein, die als Erinnerungen erscheinen, tatsächlich aber aus einer distanzierten Beo­b­- achterposition erzählt werden. Dieses erzählerische Wechselspiel aus intimer schwuler Geschichte, der man sich kaum entziehen kann, und distanzierter Beobachtung macht den Roman auf eine fast schon beunruhigende Weise vereinnahmend. Denn Wendell und Frank sind nicht unbedingt die klassischen Romanhelden, mit denen man sich identifizieren möchte: Weder scheinen sie besonders sympathisch zu sein, sie fallen auch nicht durch einen besonders ausgeprägten Charakter auf, noch machen sie in ihrem Versteck, in ihrem Zuhause irgendetwas besonders schön. Dass man als Schwuler auch anders als jenseits der Gesellschaft leben kann, ist als Lebensmöglichkeit an ihnen vorbei gegangen. Und doch ist man beim Lesen ganz in ihrer Beziehung, wird emotional voll erwischt von den Momenten der Zärtlichkeit, Fürsorge und Zuneigung. Aus dieser intimen Distanz (mit dieser vermeintlichen Widersprüchlichkeit kann man das Lesegefühl dieses Romans zusammenfassen) wird nämlich auch deutlich, wie sich eine Beziehung überhaupt entwickelt, wie sich Muster einschleifen, zwei Menschen auf einander einstellen, schrullig werden und einander akzeptieren. Und so entwickelt sich eine warmherzige Darstellung eines schwulen Paares, von dem man nicht sagen könnte, was einem gefällt und von dem man doch nur schwärmen mag. Eine der beeindruckendsten Darstellungen schwulen Lebens.
Veit empfiehlt (Winter 2016/17)
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