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Peter Cameron: Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist

Peter Cameron: Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist

Dt. v. Stefanie Kremer. D 2013, 253 S., Pb, € 12.95
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Inhalt
Es war ein seltsames Erlebnis. Ich fand meine Gedankengänge in einem Buch niedergeschrieben, gedacht von einer Romanfigur. Es war auch das erste Mal, dass ich mich in einem Charakter wiedererkannt habe - unheimlich. Gemeint ist James, der Hauptcharakter in Peter Camerons Buch »Du wirst schon noch sehen, wozu es gut ist« - ein New Yorker Jugendlicher, der in den Sommerferien, vor dem College bei seiner Mutter in deren Galerie aushilft. Aufs College mag James aber nicht, warum, das weiß niemand so recht. Er findet Leute in seinem Alter halt einfach doof. Er würde sich lieber von dem Geld für das College ein Haus im Süden kaufen und auf der Veranda sitzen und lesen. Seinen Unterhalt kann er ja bei einer Fast-Food-Kette verdienen. Dass der Junge nicht ganz normal ist, ist den Eltern schon früher aufgefallen. Denn der begabte Schreiberling hat bei einem landesweiten Wettbewerb gewonnen und darf bei einem Seminar in Washington D.C. teilnehmen, genannt »Das Amerikanische Klassenzimmer«. So viel durchgeplanter Sozialkontakt ist James unangenehm. Als er dann von einer Mitteilnehmerin eingeladen wird, sich zu ihrer Gruppe zu gesellen, ergreift er die Flucht. Gefasst wird der Ausreißer ein paar Tage später, als er ein Loch in die Wand der National Gallery schlägt. Die Polizei übergibt ihn dann der Obhut seines Vaters. Als der Junge dem Vater sein tiefes Unglück über die Situation und die Wirrungen seines Lebens gesteht, bringt dieser ihm dieser drei Fläschchen schottischen Whisky. Meine Lieblingsstelle ist allerdings das Mittagessen mit seinem Vater ein paar Monate später. James bestellt sich Pasta, sein Vater meint, Pasta sei unmännlich und er solle das lassen. Im Laufe der Unterhaltung spricht sein Vater ihn auf seine Sexualität an und er versichert ihm seine Unterstützung, wenn er denn schwul wäre. James wirkt schokkiert und kontert mit Gegenfragen. »Du würdest mich also nicht unterstützen, wenn ich hetero wäre?« Wieso er seinem Vater seine Homosexualität nicht gesteht, mag an Sätzen wie diesem liegen: »Aber - na ja, alle Welt unterstützt die Heterosexuellen. Es ist die Norm. Heterosexuelle brauchen eigentlich keine Unterstützung. Aber Schwule brauchen sie.« Bei was - Heiraten und Kinder adoptieren? Dabei, ein heteronomes Leben zu führen? James Vater versteht seinen Sohn nicht, also muss dieser schwul sein? Als dann das College zu Sprache kommt und James sich weigert, dorthin zu gehen war's das auch schon wieder mit der Unterstützung. James stolpert weltfremd durch die Geschichte, versucht sein Leben auf seine eigene verkorkste Weise zu regeln. Er zeigt so aber auch, wie absurd manche gewöhnlichen Dinge sind. Zum Beispiel versucht er, das Getty Museum zu Fuß zu erreichen. Das allerdings scheint über einen Gehweg nicht möglich zu sein. Da beschließt er, es über die Personalauffahrt zu versuchen. Doch der Sicherheitsdienst greift ihn auf und nötigt ihn, ein Formular mit seinem Foto zu unterschreiben, in dem er erklärt, dass er unter keinen Umständen je wieder das Museum besuchen werde. Museen bringen anscheinend das Rebellische in ihm zum Vorschein. James versucht seinen Weg zu gehen und fügt sich dann doch aus Mangel einer Alternative. Nach dem Vorfall in Washington schicken ihn seine Eltern in Therapie. James weigert sich zwar nicht, hinzugehen, dennoch betrachtet er die Sache argwöhnisch. Obwohl er nie richtig vertrauen zu seiner Therapeutin fassen kann, offenbart er ihr, was in ihm vorgeht. Vielleicht weil sie ihm zuhört? So erfährt dann auch der Leser Stück für Stück, was in Washington genau passiert ist. Mir gefallen die vielen kleinen absurden Ereignisse und Dialoge. Ich war einfach neugierig zu sehen, was als Nächstes auf James zukommt und wie er darauf reagiert. Ich war oft darüber verblüfft, wie er eine Situation auf Anhieb begreift und mit Courage löst und in der anderen sich hilflos hin und her hangelt, weil er sich selbst noch nicht versteht. Am besten versteht sich James mit seiner Großmutter. Sie ist auch eine der wenigen Personen, die ihm nicht gleich widersprechen und seine Wünsche respektieren. Vielleicht zieht der Jugendliche es deshalb vor, seine Wochenenden bei ihr zu verbringen. Eine Geschichte zum Nachdenken. (Michael empfiehlt, Herbst 2013)
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