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Gefangen in der Nacht –
Selbsterkenntnis und die Flucht ins Risiko

Zu Thomas Pregel: Die unsicherste aller Tageszeiten

Von Veit Schmidt

Thomas Pregel: Die unsicherste aller Tageszeiten

Thomas Pregel: Die unsicherste aller Tageszeiten

Er sieht gut aus, ist berühmt und mittlerweile auch wohlhabend – mit seiner Bilderserie, die schwule Sexualität, Gewalt und Besessenheit darstellen, ist ein junger Maler zum Shooting-Star der Kunstszene geworden. In seiner Malerei verarbeitet er seine dunkle Seite, die er ebenso kultiviert wie sie ihn abstößt: Er ist sexsüchtig, vor allem Barebacking gibt ihm den Kick, der ihn immer wieder in die schwulen Clubs Berlins, auf Klappen und in Parks treibt. So auch in der vergangenen Nacht, als es ihn einfach wieder überkam, er loszog und auf der Toilette eines Clubs mit einem vermeintlich Unbekannten das Kondom wieder einmal bewusst weggelassen wurde. Doch als der Kerl ihn darauf ansprach, dass sie sich bereits von geraumer Zeit bei einer unsafen Gruppenparty begegnet waren, kehrt sich die eben noch empfundene Befriedigung in Ekel vor sich selbst um. Denn Nähe und Bindungen, und sei es nur die bekundete Zuneigung eines Mannes, der ihm eben noch den gewünschten Genuss verschaffte, verunsichern ihn, können ihm geradezu körperliches Unwohlsein bereiten. Den Rest der Nacht übersteht er eher qualvoll und verlässt am nächsten Morgen sofort die Stadt, um auf der Nordseeinsel Föhr, die er zärtlich seinen Sehnsuchtsort nennt, Ruhe zu finden. Auf der Fahrt dorthin lässt ihm die Frage keine Ruhe, wie er zu dem werden konnte, was er jetzt ist. Aufgewachsen in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein in einem kleinbürgerlichen Elternhaus gelang ihm später rasch die Emanzipation von seiner Herkunft. Woher kommt also seine Obsession nach ungeschütztem Sex, warum lässt er seine Männer stets ebenso kalt liegen, wie sie ihn eben noch heiß gemacht haben? Weder die Fahrt nach noch der Aufenthalt auf Föhr kann ihn jedoch beruhigen, ihm wird – wieder einmal – klar, dass er in seinem Leben grundsätzlich etwas ändern will und muss; darum fährt er bereits am nächsten Tag zurück nach Berlin. Weiterlesen

Literatur aus und über Marokko

Anlässlich der Neuerscheinung »Marokkanische Minze« von Gregorio Ortega Coto haben wir eine Themenseite über Marokko in der schwulen Literatur zusammen gestellt. Marokko ist für viele Schwule Europas und Amerikas immer wieder ein Ort der Sehnsucht gewesen. Trotz massiver gesellschaftlicher Ablehnung und staatlicher Repression existiert jedoch, besonders in den Städten vor allem unter europäischen Urlaubern und Auswanderern eine relativ große Schwulen- und Lesbenszene. Der koloniale Blick auf Marokko hielt sich in der europäischen Literatur noch lange, Marokko blieb Objekt und Folie für Projektionen, eigene Stimmen schwulen marokkanischen Lebens sind erst in jüngerer Zeit laut bzw. wahrgenommen worden.

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