Gudrun Hauer: Mein Lieblingsbuch

Radclyffe Hall: Quell der Einsamkeit

An Marianne von (Name unleserlich)
(…honny soit qui mal y pense!)
Berlin, Weihnachten 1933

Widmung in Gudrun Hauers Ausgabe von »Radclyffe Hall: Quell der Einsamkeit«

Widmung in Gudrun Hauers Ausgabe von »Radclyffe Hall: Quell der Einsamkeit«

Diese Widmung ist auf der ersten Seite nach dem Einband meines alten, nur wenige Gebrauchsspuren aufweisenden Exemplares zu lesen. Gefunden hatte ich es als Studentin irgendwann 1982 auf einem privaten Flohmarkt auf dem Platz vor der Salzburger Schrannenkirche gegenüber dem Mirabellgarten. Gezahlt hatte ich damals dafür fünf Schilling.

Ja, ich erinnere mich noch genau. Irgendwie und irgendwo war ich einige Jahre zuvor auf den Namen Radclyffe Hall gestoßen und den Titel »Quell der Einsamkeit«. Und dass mit diesem Buch einer der größten Zensurskandale des 20. Jahrhunderts verbunden sei. Und dass es von lesbischer Liebe handle. Mehr wusste ich nicht, denn niemand aus meinem Umfeld besaß ein Exemplar; es stand in keiner Bibliothek, und es existierte nicht im Buchhandel. Und so griff ich wie elektrisiert zu – erst recht nach der Lektüre der Widmung.

Hier halte ich auch heute noch ein Buch in meinen Händen, das Geschichte gemacht hat – und mehr noch: Weiterlesen

Werner Gstach: Mein Lieblingsfilm

James Ivory: »Maurice« nach E. M. Forster

James Ivory: Maurice

James Ivory: Maurice

Maurice Hall und Clive Durham studieren an der altehrwürdigen Universität in Cambridge. Gegen alle gesellschaftlichen Normen verlieben sich die beiden Männer ineinander. Doch um seine Karriere als angehender Anwalt nicht zu gefährden, löst Clive die Verbindung und stürzt Maurice in eine Sinn- und Lebenskrise.

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Katharina: Mein Lieblingsfilm

Max Färberböck: »Aimee & Jaguar«

Aimée & Jaguar

Aimée & Jaguar – der Film nach dem gleichnamigen Buch von Erica Fischer

Einen Lieblingsfilm zu benennen erschien mir zuerst schwierig. Ich sehe viele Filme, viele von ihnen mag ich, einige ganz besonders. Aber welcher Film sollte nun eigentlich mein Lieblingsfilm sein?

Dann musste ich jedoch an »Aimée & Jaguar« denken. Dieser Film geht über das Prädikat ›Lieblingsfilm‹ hinaus. Er ist mit einigen ganz persönlichen Erlebnissen verbunden. Ich sah diesen Film nicht einfach nur ein, zwei, drei oder zwanzig Mal an, ich beschäftigte mich ausgiebigst mit ihm.

Als ich »Aimée & Jaguar« mit 13 für mich entdeckte, hatte der Film bereits fünf Jahre auf dem Buckel. Ich bilde mir ein, dass es der erste lesbische Liebesfilm war, den ich jemals sah. »Aimée & Jaguar« stand in einer kleinen Videothek am Hamburger Stadtrand und das ich ihn auslieh hatte zur Folge, dass ich den ganzen Abend mit diesem Film verbrachte, an nichts anderes mehr denken konnte und am nächsten Tag meine erste 5 in Biologie schrieb, die ich meiner Mutter monatelang verheimlicht habe. Weiterlesen

Roland Haider: Mein Lieblingsbuch

Raik Thorstad: »Leben im Käfig« und »Nach der Hölle links«

Raik Thorstad: Leben im Käfig

Raik Thorstad: Leben im Käfig

Mein (momentanes) Lieblingsbuch – ja, für mich ist es 1 Buch, obwohl es ja eigentlich 2 ziemlich umfangreiche Titel sind. Aber weil es eine zusammenhängende und ganz wundervolle Geschichte ist, betrachte ich es mal als 1 Buch.

Es geht um 2 Jungs, die sich ineinander verlieben . . . , aber das ist keine ›Liebe auf den ersten Blick‹, man hat Zeit. Ja, man kann sehr viel Zeit mit jedem der Beiden verbringen und man hat viel Zeit sie kennenzulernen. Das klingt jetzt vielleicht nach langatmigem Wälzer, ganz im Gegenteil, jede Sekunde die mir Raik Thorstad mit Sascha und Andreas gegönnt hat, war ein Genuss und hat sie mir näher gebracht.

Es geht um Angst und es geht um die Liebe, die gegen diese Angst kämpft und es geht um das Leben, das diese Angst oft viel zu sehr schürt. Es geht um kleine Erfolge und es geht um Rückschläge. Es geht um Hoffnung und noch viel mehr . . .  Weiterlesen

Was uns zusammenhält – Regenbogenparade 2013

Gemeinschaft macht stark – doch was macht unsere Gemeinschaft eigentlich aus?

Von Veit Georg Schmidt

Buchhandlung Löwenherz auf der Regenbogenparade

Buchhandlung Löwenherz auf der Regenbogenparade

Warum treten wir als Gemeinschaft auf? Sind es nur die gemeinsamen Interessen? Ist es ausschließlich die pragmatische Reaktion auf Diskriminierungserfahrungen? Gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Leidensdruck und Party? Gibt es so etwas wie einen harten Kern, der uns Lesben und Schwule immer wieder gemeinsam in Erscheinung treten lässt? Immer mehr Diskriminierungen werden nach und nach abgebaut, systematische staatliche Repression oder gar Verfolgung ist in den westlichen Demokratien weitgehend verschwunden, die gesellschaftliche Akzeptanz hat spürbar zugenommen. Gerade wenn äußerer Druck nachlässt oder gar entfällt, nimmt gegenläufig die Schutzfunktion eigener organisierter Zirkel und Verbindungen ab. Wir sehen aber gleichwohl immer noch eine Blüte der lesbisch-schwulen Community. Internet-Portal-Seiten, Lokale, Unternehmen, Vereine und Parteiorganisationen: Die Reihe ließe sich mühelos verlängern, lesbisch-schwules Gesellschaftsleben erlebt eine Vielfalt, von der wir in den vermeintlich so politisch aktiven 70er Jahren keine Vorstellung hatten. Dass diese Aktivitäten sich sämtlich wechselseitig durchdringen und nicht nur vereinzelte Geselligkeitsereignisse sind, zeigt nicht nur eindrucksvoll, wie gerade die lesbisch-schwule Community eine der vielen Keimzellen der Gesamtgesellschaft ist; es wirft zugleich die Frage auf, ob es ein gemeinsames Band dieser Community gibt und was dies sein könnte. Weiterlesen

Wolfgang Lampert: Mein Lieblingsbuch (4)

Carson McCullers: »Die Ballade vom traurigen Café« (1961)

Carson McCullers: »Die Ballade vom traurigen Café«

Carson McCullers: »Die Ballade vom traurigen Café«

Schon ihr Erstlingsroman »Das Herz ist ein einsamer Jäger« schildert die Beziehung zweier Männer. Im bald darauf erschienen »Spiegelbild im goldenen Auge«, verfilmt mit Liz Taylor & Marlon Brando, hat ein Major immer das unlösbare Problem, dass er sich in die Liebhaber seiner Frau verliebt. Dabei wird ein einzelgängerischer einfacher Soldat sein Opfer… In der »Ballade« geht es um Miss Amelia, eine 1,85 grosse androgyne Frau in Overall und Männerhemden, die sich in einen dahergelaufenen buckligen Zwerg verliebt, der ihr aber das Herz bricht, als er sich mit ihrem kriminellen Exehemann aus dem Staub macht.

Carson MacCullers, befreundet mit Tennessee Williams und bekannt mit Truman Capote, gehört zur amerikansichen Südstaatenliteratur mit all ihrer Tristesse und Subtilität. Literatur vom Allerfeinsten! Weiterlesen

20 Jahre Löwenherz

Die Löwenherzen - Michael, Veit und Jürgen

Die Löwenherzen 2013 – Michael, Veit und Jürgen

Als Löwenherz vor 20 Jahren gegründet wurde, geschah dies aus revolutionärem Veränderungswillen. Staat, Gesellschaft, lesbisch-schwule Szene und nicht zuletzt der Buchhandel sahen damals völlig anders aus. Immer noch gab es Verbote für Homosexuelle, in Österreich neben dem leidigen § 209 auch noch die beiden Paragrafen 220 und 221, die außer Versammlungen so genannte Werbung für Homosexualität verboten. Dies brachte Löwenherz gleich im ersten Jahr eine polizeiliche Razzia mit anschließendem Strafverfahren ein. Die Eröffnung der Buchhandlung Löwenherz zusammen mit dem Café Berg stellte einen Wendepunkt dar: Zum ersten Mal ein Ort, der offen und tagsüber völlig selbstverständlich schwul bzw. lesbisch war. Weiterlesen