D 2022, 240 S., Broschur, € 18.00Kostenloser Versand ab 25 Euro Bestellwert.QuerverlagInhalt
Um es gleich vorwegzunehmen:
Es ist eine
der berührendsten
Geschichte eines jungen
schwulen Mannes, der
zu sich selbst findet, die
je erzählt worden ist. Der
Roman hat die Wucht
einer Urerzählung, in der
alles zusammengefasst
wird, was es ausmacht,
wenn sich ein Jugendlicher
darüber klar wird, schwul zu sein - und
zugleich lebt er von einer sprachlichen Feinheit
und erzählerischen Wärme, die die Handlung
unmittelbar erlebbar macht, obgleich sie in
einer fernen, uns schon einigermaßen fremden
Zeit spielt. Es ist die Geschichte des 16jährigen
Luca, der Ende der 50er Jahre aus Italien in die
deutsche Provinz, nach Paderborn geschickt
wird. Dort lernt er den gleichaltrigen Hans
kennen, und allen Widrigkeiten zum Trotz verlieben
sich die beiden, obwohl Luca
nur Brocken Deutsch und Hans kein
Italienisch versteht. Wohl noch nie
wurde so elegant beschrieben, wie
Liebe ihre eigene Sprache findet.
Doch für Luca ist es mehr als die
Erfahrung der ersten großen Liebe
und erfüllendem Sex; eingeimpft
war ihm, dass ein "frocio", eine
"Schwuchtel" zu sein, das Schlimmste
ist, was ein Junge sein kann -
ohne dass er wirklich gewusst hätte,
was das eigentlich genau sein soll.
Und so, wie ihm mit Hans klar wird, dass er
selbst schwul ist, versteht er, was ein "frocio"
ist, aus dem Schimpfwort wird Selbsterkenntnis.
Dass es Marcello Liscia gelungen ist, Lucas
Ringen um sein Schwulsein in einer romantischen
Liebesgeschichte zu erzählen, die weder
tragisch noch kitschig, sondern in einem Aufbruch
endet, gibt dem Buch dann abschließend
echte Klasse.
Veit empfiehlt (Winter 2022/23)
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