D 2015, 271 S., E-Book (Format epub), € 9.99Keine Versandkosten für E-BooksQuerverlagInhalt
Die 36-jährige Maike Ebling wird vergiftet im Berliner Tiergarten aufgefunden. Hauptkommissarin Inge Nowak findet jedoch zunächst nur wenig Anknüpfungspunkte und nimmt so eine vage Spur auf, die an den letzten Arbeitsplatz der Umweltforscherin führt: in Granada hatte Maike Ebling ein Solarprojekt betreut, war jedoch mit dem Establishment aneinandergeraten, als ihr klar wurde, dass das Bauland für die zu errichtende Öko-Siedlung mit kriminellen Mitteln erworben werden sollte. Amtshilfe in Spanien erhält Inge Nowak von ihrer spanischen Kollegin Verónica - doch die Ermittlungen erbringen zunächst nur Verwirrung, zugleich aber auch eine unerwartete Affäre zwischen den beiden Kommissarinnen. Maike hatte Granada nicht nur aus beruflichen Gründen verlassen, sie hatte auch die Beziehung zu ihrer langjährigen Geliebten abrupt beendet. Doch nichts ergibt einen Sinn für ein Mordmotiv. Zuhause sind die Ermittlungen ebenfalls voran gegangen, haben aber immer nur neue mögliche Tatverdächtige hervor gebracht, und alle Elemente wollen sich nicht zu einem Gesamtbild fügen. Erst als die Ermittler die Schulzeit des Mordopfers unter die Lupe nehmen, scheint sich der Fall aufzuklären. »Tod durch Erinnern« ist zu allererst ein packender Krimi, den man schon wegen der Grundspannung nicht aus der Hand legen will, ob es denn ein fieser Mord eines gierigen Geschäftemachers und Verräters an der ökologischen Idee war - oder ein heimtückischer Hinterhalt aufgrund einer verratenen Liebe. Für beides gibt es genug Anhaltspunkte, und Corinna Waffender hat die Schilderung von beruflichem und Privatleben des Opfers geschickt miteinander verschränkt. Dass das Buch aber über ein packendes »Whodonnit« hinaus ein wunderbarer Roman geworden ist, liegt an den eMails der Toten aus den letzten Tagen ihres Lebens an ihren besten Freund, die die Schilderung des Ermittlungsgangs immer wieder unterbrechen. Diese eMails sind ein literarischer Bruch, in einer ganz anderen, warmen Sprache geschrieben als der sachliche und temporeiche Duktus sonst. Den Ermittlungen fehlt nicht nur die Kenntnis darüber, was in den eMails steht - der Laptop der Toten ist verschwunden - Ermittlungen in einem Mordfall fehlt fast immer - das liegt in der Natur der Sache - die Kenntnis dessen, was die Person des Opfers ausmachte, sie zuletzt besonders bewegte. Diese Leerstelle wird von Corinna Waffender nicht trickreich verdeckt, sondern geradezu kunstvoll vorgeführt, und das macht »Tod durch Erinnern« zu einem Krimi, der die Einsicht hinterlässt: Wenn wir verstehen, dann nur, obwohl wir viel zu wenig wissen. Ein Bravourstück.
(Veit empfiehlt, Lesben-Special Katalog 2009)