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Cristina Perincioli: Berlin wird feministisch

Cristina Perincioli: Berlin wird feministisch

Das Beste, was von der 68er Bewegung blieb. D 2015, 224 S., Broschur, € 18.00
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Querverlag
Inhalt
Nicht nur Berlin - jede europäische Metropole wurde 1968 feministisch! Aber, in jedem Beitrag oder Zeitungsartikel, der sich auf die 68er Bewegung und ihre Folgen bezieht, lese ich immer nur die Geschichte linker Männer. Wenn die Anfänge linker autonomer Bewegungen zitiert und erwähnt werden, oder wenn ein ehemals 68er Aktivist interviewt wird, sind es Männer. Und die Frauen seien angeblich nur die nette Garnierung, die Tippsen oder die Bettgefährtinnen gewesen. Aber es gab sie, die Vorkämpferinnen, die Frauen, die den Feminismus erstmal neu erfinden mussten, die das Politische mit dem Privaten verbanden und dabei ihr Lesbisch-Sein entdeckten und lebten, und die den Grundstein legten für alles das, was wir heute selbstverständlich in Anspruch nehmen. Und sie melden sich endlich zu Wort! Cristina Perincioli ist eine davon, und die erste, die autobiografisch anhand von Dokumenten, Interviews und Erinnerungen die Entstehung der zweiten Frauenbewegung lebendig schildert. Perincioli ist 1945 in Bern geboren und kam 1968 nach Berlin, um an der Deutschen Film- und Fernsehakademie zu studieren. Sie nennt das Kampfplatz Filmakademie, was sich spannend liest, denn als Filmemacherin schuf sie einige zentrale Werke für das Entstehen des feministischen Films. Hier sei nur daran erinnert, dass ein Filmtitel von ihr "Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen" zu einem Slogan der Frauenbewegung wurde. Im ersten Teil des Buches beschreibt sie authentisch ihre Erfahrungen und Aktivitäten innerhalb der Linken, anderer antiautoritärer Bewegungen, den Beginn der Lesbenbewegung und die Entstehung des Frauenzentrums. Damals hat man vieles einfach gemacht, ohne zu befürchten, das könnte nicht legal sein, oder schwerwiegende Folgen haben, ganz gleich ob das Go-ins an den Unis waren oder Abtreibungsfahrten nach Holland. Die Autorin hat viele Aktivistinnen und Mitstreiterinnen aus der Zeit interviewt und lässt ihre Aussagen in den einzelnen Kapiteln in den Text mit einfließen. Nachzulesen ist auch die berühmte Rede von Helke Sander als Vertreterin des Aktionsrats zur Befreiung der Frauen auf der Delegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt am Main 1968. Da der Vorsitzende nicht auf die Fragen Helke Sanders einging, kam es zu den legendären Tomatenwürfen, die bis heute als der Beginn der neuen Frauenbewegung gelten.

Ein Hauptaugenmerk legt Perincioli auf die damals sehr bestimmende Auseinandersetzung zwischen sozialistischen Frauen und autonomen Feministinnen, und lässt dabei die wichtigste Vertreterin der marxistischen Frauen, die Soziologin und Philosophin Frigga Haug ausführlich zu Wort kommen. Der Konflikt zwischen angeblich theoriefeindlicher autonomer Frauenbewegung und den sozialistisch organisierten Feministinnen zog sich bis weit in die achtziger Jahre und prägte unter anderem auch meine politischen Konflikte im Frauenzentrum. Von daher war es sehr aufschlussreich über die Anfänge dieser oft zermürbenden Auseinandersetzung zu lesen, die sie im 2. Teil des Buches anschaulich dokumentiert. Die anarchistische und aktionistische Politik der Lesben- und Frauenbewegung der siebziger- und achtziger Jahre hat in dieser Zeit ihren Ursprung: Medienhetze, Polizeirazzien, Berufsverbote, Verhaftungen - auf der einen Seite - undogmatische Gruppen, Frauenkommunen, Zeitungsprojekte wie Agit 883, Frauenselbstverlage, Frauenzeitungen, Frauenfeste und Frauenrockbands, und vieles mehr - auf der anderen Seite - und dies setzte sich viele Jahre fort und wurde immer vielfältiger. Alles das hat auch mein Leben über Jahrzehnte bestimmt und mit Freuden geprägt und lässt mich bis heute nicht wirklich los.
Da die Einschätzungen und Bewertungen dieser politisch bewegten Zeit und die radikal feminis­tischen Aktionen und ihre Auswirkungen von der Autorin sehr autobiografisch und subjektiv geschildert werden, gab es für mich an einigen Punkten große Fragezeichen. Und da mein Einstieg in die undogmatische Linke und Frauenbewegung kurz danach erfolgte, würde ich an manchen Stellen auch andere Aussagen treffen. Doch die Subjektivität schafft genau das Lesevergnügen, sich mit der Zeit zu beschäftigen.
(Ilona Bubeck empfiehlt - Sommer 2015)
Dieser Querverlag-Titel ist auch erhältlich als:
Taschenbuch, € 24.90

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