P-P Hartnett: »I want to fuck you!«


Schauplatz des Romans ist eine Vorortsiedlung bei Tokyo. Sieben Tage einer Woche, fünf Wohnungen, der Keller, die Straße, die Turnhalle ...
Die dicke Atsko wird in ihren Träumen zu einem lasziven Vamp. Die zu Tode gelangweilte Hausfrau sehnt sich nach Paris und beobachtet voller Neid, wie ihr Mann die gemeinsame Katze verzärtelt. Der Sportlehrer Handa kämpft gegen den Sog der erotischen Ausstrahlung seiner Schüler, dem Abiturienten Akio fällt keine bessere Verwendung für seine Schönheit ein, als sie im Bordell alten Männern zu 'opfern', die Models einer Fotoagentur haben nichts anderes im Sinn, als ihrem Äußeren den letzten Rest von Individualität auszutreiben, und der junge Takeo ist besessen davon, endlich seinen ersten Orgasmus zu erleben. Die Wege aller Figuren kreuzen sich in der Nachbarschaft und hinter der sterilen Fassade eines Wohnblocks, in dessen Wänden jedoch die Feuchtigkeit nistet und hässliche Stockflecken verursacht.

Die genaue Art und Weise, in der Hartnett die erotischen Spannungen und Verklemmtheiten in einem japanischen Vorort-Wohnsilo entfaltet, ist einfach klasse! Spießiger Reinheitsfanatismus und heimliche Bedürfnisse nach wirklichem Leben stehen in scheinbar unlösbarem Konflikt.

Der Roman funktioniert wie Ravels »Bolero«. Die Art und Weise, wie er einzelne Motive oder Sätze an verschiedenen Orten in verschiedenen Situationen, mal im Traum, mal in der Wirklichkeit, wieder aufgreift, variiert, wie er verschiedene Tonarten trifft und zum Ende hin zu einem bombastischen Finale verdichtet, erinnert an ein Musikstück. Manchmal böse wie Roald Dahl, manchmal kultiviert wie Oscar Wilde nähert sich der Autor aus unterschiedlichen Richtungen dieser eigenartigen Welt, und allmählich wird deutlich, dass sie gar nicht so weit von unserer entfernt ist. Hinter den perfekt inszenierten Fassaden lauern unerlaubte Begierden, aber (fast) niemand wagt es, den erlösenden Satz auszusprechen: I want to fuck you!

Wenn der Hanser Verlag den Roman entdeckt hätte, hätte er bestimmt 30.000 Exemplare verkaufen können und die Rezensenten würden sich drauf stürzen. Hat er auch bei Männerschwarm eine Chance?

Wir wünschen uns das sehr und freuen uns, euch zu einer Lesung mit P-P Hartnett am 25. Oktober im Café Berg einladen zu können!

Zu P-P Hartnett:
In England sind seine Bücher nach wenigen Monaten vergriffen und müssen nachgedruckt werden, seine Leserschaft reicht weit über ein schwules Publikum hinaus: Nach Neil Bartlett und Andrew Hollinghurst etabliert sich P-P Hartnett als neue, eigenständige und literarisch überaus reizvolle Stimme der britischen (schwulen) Literatur.
Der Lebensweg des 1958 geborenen Autors war mehr als abwechslungsreich: Sozialarbeiter, Clubmanager, Fotograf für internationale Zeitschriften und seit einigen Jahren überaus produktiver Autor und Herausgeber.

Lesung
Freitag, 25. Oktober 2002, 20 Uhr, im Galerieraum des Café Berg, Berggasse 8, 1090 Wien, Eintritt frei

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