Ines Rieder: Mein Lieblingsbuch

Angela Steidele: Geschichte einer Liebe – Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens

Angela Steidele: Geschichte einer Liebe - Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens

Angela Steidele: Geschichte einer Liebe – Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens

Unter den vielen Büchern, die ich im Laufe der letzten Zeit durchgeblättert, quergelesen und gelesen habe, eines auszuwählen, ist eine Herausforderung. Ich stelle mir die Frage also so: Welches Buch könnte ich einem möglichst breitem Kreis empfehlen: ein bisschen etwas von allem? Herz, Geist, viele Informationen und das alles so geschrieben, dass ich – und hoffentlich viele andere auch – nicht aufhören können weiterzulesen.

So ein Buch war/ist Angela Steideles »Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens«. Zwei Frauen im Titel: das muss eine Liebesgeschichte sein. Ist es auch. Aber nicht nur die Geschichte einer Liebe, sondern die Geschichten von vielen Lieben. Im Laufe der Leben der beschriebenen Frauen – außer Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens nehmen auch Ottilie von Goethe, Anna Jameson, Annette von Droste-Hülshoff und Laurina Spinola einen wichtigen Platz ein – gibt es Leidenschaften, wechselnde Beziehungen, Entfremdungen und ein großes Maß an Solidarität. Das wär’s fürs Herz.

Heute weitgehend unbekannt, waren alle diese Frauen gut ausgebildet und teilweise wissenschaftlich oder künstlerisch sehr aktiv und zu ihrer Zeit anerkannt. Adele Schopenhauer, Tochter der Schriftstellerin Johanna Schopenhauer und Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer, hatte ein profundes literaturwissenschaftliches Wissen, schrieb Romane und fertigte auch meisterinnenhafte Scherenschnitte an. Sibylle Mertens- Schaaffhausen war eine Archäologin spezialisiert auf Numismatik und ihr Salon war im Rheinland des 19. Jahrhunderts ein internationaler Anziehungspunkt.
Die heute wohl noch bekannteste aus dieser Runde, ist die Lyrikerin Annette von Droste –Hülshoff, die im Mertschen Salon oft zu Gast war und eine enge Freundin der Gastgeberin sowie Adele Schopenhauers wurde. Ottilie von Goethe war seit Kindheit die angebetete Freundin Adele Schopenhauers, wurde auch immer wieder von Lesben verehrt, die ihr in brenzligen Lebenssituation mehr als hilfreich zur Seite standen, gab aber in sexuellen Beziehungen Männern die Präferenz. Zu den Anbeterinnen Ottilie von Goethes zählte die englische Schriftstellerin Anna Jameson, die mit Ottilie auch – um es mit heutigen Worten zu beschreiben – eine vorgetäuschte Patchwork Familie lebte. Laurina Spinola, Sibylles große Liebe in Genua, war eine politisch aktive und engagierte Frau, die sich für die Unabhängigkeit Italiens einsetzte. Das wär’s fürs Hirn.

Die nach wie vor klassische Schulbildung bringt eine Begegnung mit dem Dichter Johann Wolfgang Goethe, dem Philosophen Arthur Schopenhauer, der Archäologie, dem Kampf für die italienische Unabhängigkeit – alles Wissenschaften und Ereignisse in denen Männernamen genannt und gelernt werden. Die Frauen, die unsere Geschichte und Kultur geprägt und gestaltet haben, die Geschichte von Beziehungen, sexuelle Präferenzen, Leid und Liebesglück – all diese Aspekte werden nicht gelehrt und deshalb ist es so wichtig, dass Angela Steidele diese uns bekannte Geschichte jetzt so erzählt und allem diesen breiten und wohlverdienten Rahmen gibt. Das wär’s für die Informationen.

Und jetzt das Buch aufschlagen . . .

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Ines Rieder

Ines Rieder, Diana Voigt: Die Geschichte der Sidonie C.Ines Rieder, Autorin. Zuletzt in einer überarbeiteten Neuauflage erschienen: »Die Geschichte der Sidonie C. Sigmund Freuds berühmte Patientin« (Auswahl ihrer Veröffentlichungen im Löwenherz Shop)

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